Am 31. Oktober 2021 ist es wieder so weit: In Deutschland wird alles auf die Winterzeit umgestellt, die Uhr wird also eine Stunde zurückgedreht. Doch die Zeitumstellung hat nicht nur Auswirkungen auf unseren Tagesrhythmus, sondern auch auf unsere Gesundheit.
Die Zeitumstellung fällt vielen Menschen schwer. Dabei soll sie den Alltag doch eigentlich erleichtern: In Deutschland wurde sie das erste Mal bereits 1916 eingeführt, und zwar mit dem Ziel, das Tageslicht besser zu nutzen und somit Heiz- und Stromkosten zu sparen sowie die Arbeitszeit zu verlängern. Das EU-Parlament stimmte bereits 2019 für die Abschaffung der Zeitumstellung im Jahr 2021 – getan hat sich seitdem noch nichts. Dabei wünschen sich laut einer aktuellen Studie der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe drei Viertel der Deutschen eine Abschaffung. Aber was ist Wahres dran an der Kritik?
Gesundheit und Zeitumstellung
Fest steht: Die Umstellung bringt unseren Biorhythmus aus dem Takt und stört somit den natürlichen Schlaftakt des Körpers. Das Zurückstellen der Uhr im Herbst nehmen viele weniger negativ wahr als die Umstellung auf die Sommerzeit, da uns quasi eine zusätzliche Stunde „geschenkt“ wird. Dennoch kann sich der Wechsel auf Psyche und Körperfunktionen wie Kreislauf, Stoffwechsel und allgemeines Wohlbefinden auswirken.
Das liegt daran, dass sich die menschliche innere Uhr nach dem Stand der Sonne und der Jahreszeiten richtet. Wird es dunkel, wird der Botenstoff Melatonin ausgeschüttet, der uns müde macht – der Höhepunkt des Melatoninanstiegs sorgt für unseren Tiefschlaf. Wird es am Morgen hell, sinkt der Melatoninspiegel wieder ab und unser Körper wird wach. Durch die fehlende beziehungsweise zusätzliche Stunde wird dieser natürliche Vorgang durcheinandergebracht. Die häufigsten Beschwerden, die infolgedessen innerhalb der ersten Tage nach der Umstellung auftreten, sind laut einer Umfrage:
- Einschlafprobleme, Schlafstörungen
- Müdigkeit, Schlappheit
- Konzentrationsprobleme
- Gereiztheit
- depressive Verstimmungen
Diese Beeinträchtigung der Leistung kann gefährliche Auswirkungen haben: Studien zeigen, dass die Zahl der Verkehrsunfälle, der Behandlungsfehler bei Ärzt:innen und das Herzinfarktrisiko bei Menschen mit vorbelasteten Herzen direkt nach der Zeitumstellung ansteigen.
Achtung: Medikamenteneinnahme
Auch bei der Arzneimitteleinnahme ist Vorsicht geboten, denn bei der Einnahmezeit mancher Medikamente muss man es ganz genau nehmen. So zum Beispiel bei der Anti-Baby-Pille, speziell der gestagenhaltigen Minipille. Bei der Zeitumstellung solltest du daher darauf achten, dass die normale Einnahmezeit nicht um 90 Minuten überschritten wird – nur so kann ein sicherer Schutz vor einer Schwangerschaft gewährleistet werden.
Bei Mikropillen hingegen kann der Rhythmus weiter ausgedehnt werden – sie schützen auch, wenn sie bis zu zwölf Stunden nach dem normalen Einnahmezeitpunkt noch eingenommen werden.
Ganzjährig Sommer- oder Winterzeit?
Doch was wäre nun besser für den Körper – für immer Winter- oder Sommerzeit? Die Bundesregierung favorisiert die Einführung einer ganzjährigen Sommerzeit. Viele Mediziner:innen plädieren jedoch für eine ganzjährige Winterzeit, also die „Normalzeit“. Sie warnen davor, dass die Bürger:innen bei einer ganzjährigen Sommerzeit zwar später müde würden, aber morgens trotzdem früh aufstehen müssen. Der somit entstehende chronische Schlafmangel könnte sich negativ auf Immunabwehr und Stressresistenz auswirken. Auch das Risiko für Bluthochdruck und Herzleiden erhöhe sich.
Kinder und Jugendliche seien von diesen Risiken besonders betroffen – der deutsche Lehrerverband befürchtet unter anderem Schlafprobleme, Leistungseinbußen, Konzentrationsstörungen, Depressionen und Diabetes bei Schüler:innen.
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