Wer kennt sie nicht? Nach einem entspannten Spaziergang durch Wald oder über Wiesen krabbeln eine oder gleich mehrere Zecken zielstrebig an der Kleidung hoch. Die Blutsauger sind teilweise so klein, dass sie meist erst spät entdeckt werden. Manchmal auch erst, wenn diese sich schon festgesaugt haben. Welche Erkrankungen können eigentlich übertragen werden? Wie schütze ich mich vor einem Stich einer Zecke und wie entferne ich sie richtig?
Jahresaktivität der blutsaugenden Zecken
Zecken sind mehrjährige Tiere und gehören zu den Spinnentieren und nicht, wie oft angenommen, zu den Insekten. Ab Temperaturen von etwa acht Grad finden sich die Blutsauger wieder vermehrt in der Natur, wobei Zecken ihre größte Aktivität im Frühjahr und/oder im Herbst aufweisen.
Welche Arten von Zecken gibt es?
Der gemeine Holzbock (Ixodus ricinus) kommt in Deutschland am häufigsten vor und ist bekannt als Überträger der Borreliose, Anaplasmose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Seit 2014 wurde auch eine neue, zum Ixodus ricinus-Komplex gehörende Zeckenart entdeckt, welche bisher eher aus der Mittelmeerregion bekannt ist. Die Einschätzung der potentiellen Übertragung von Krankheitserregern muss noch beobachtet werden. Weiterhin kommen Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus) vor, die aber eher selten den Menschen befallen. Diese Spinnentiere stellen mögliche Überträger für Babesien, Rikettsien und FSME-Viren dar. Reliktzecken (Haemaphysalis concinna) treten eher selten auf und beherbergen FSME-Viren und Rickettsien. Diese machen mit den Auwaldzecken circa 1 bis 2 Prozent der Zeckenstiche aus.
Wie findet die Zecke ihren Wirt?
Die Ixodes-Zecken kommen überall vor, ob im Park, im Garten oder auf der Wiese. Sie klettern auf eine entsprechende Pflanze und warten in einer Höhe von 10 bis 50 cm sitzend auf ihren Wirt. Kommt nun ein Mensch oder ein Tier vorbei, lassen die Blutsauger sich abstreifen, denn Zecken können weder springen noch sich von Bäumen fallen lassen, auch wenn der Eindruck manchmal entsteht. Auwald-, Relikt- und Hyalommazecken laufen dahingehend aktiv auf den Menschen zu.
Wie kommt nun die Zecke an ihre Mahlzeit?
Das Spinnentierchen sticht nicht sofort zu, sondern sucht sich in Ruhe eine geeignete Stelle aus. Um der Gefahr zu entgehen, vom Wirt entdeckt und abgerissen zu werden, krabbeln die Blutsauger beim Menschen an den Haaransatz oder hinter die Ohren. Andere Stellen können Achseln, Hals, Bauchnabel, Genitalbereich, Kniekehle und manchmal auch der Hüftbereich oder der Bereich unter dem Uhrarmband sein. Je nachdem, ob eine Larve, Nymphe oder adulte Zecke vorliegt, dauert der Saugakt der Blutsauger bis zu acht Tage.
Wie wird eine Zecke entfernt?
Wird eine Zecke am Körper entdeckt, so sollte diese so schnell wie möglich entfernt werden, um ein Infektionsrisiko mit möglichen Krankheitserregern zu minimieren. Am besten wird eine spezielle Pinzette oder eine Zecken-Entfernungskarte verwendet. Natürlich kann auch versucht werden, mit den Fingernägeln den Blutsauger zu umgreifen und die Zecke dann zu entfernen. Wird eine Pinzette verwendet, so sollte diese zwischen Mund des Spinnentierchens und Hautoberfläche des Wirtes angesetzt werden.
An weicheren Stellen wie zum Beispiel im Achselbereich ist es hilfreich, die Haut vorher zu spannen. Dann sollte die Zecke ohne zu drehen senkrecht entnommen werden. Auf keinen Fall sollte, wie früher empfohlen wurde, gedreht werden. Der Kopf des kleinen Blutsaugers muss unbedingt mit entfernt werden, ansonsten kann sich der Bereich später entzünden. Nicht vergessen: Die Wunde anschliessend sorgfältig desinfizieren und vorher auch kein Öl oder andere Substanzen auf das Tierchen auftragen.
Nach dem Zeckenstich
Nach der Entfernung des Blutsaugers sollte unbedingt der Bereich um die Stichstelle der Zecke für ein paar Tage beobachtet werden. Hilfreich sind dabei Fotos. Bildet sich nun innerhalb der nächsten Tage oder Wochen ein rötlicher Ring um die betroffene Hautstelle, der sich ausweitet (Wanderröte), sollte der/die Ärzt:in aufgesucht werden. Manchmal entsteht anstelle der Wanderröte nur eine unklare Hautrötung. Nur bei einem begründeten Borreliosebefall sollte zu einem Antibiotikum gegriffen werden, um mögliche Spätfolgen zu minimieren. Besonderes Augenmerk ist in FSME-Risikogebieten geboten, wenn sich sieben bis 14 Tage nach einem Stich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerz, Unwohlsein, Gliederschmerzen und/oder Abgeschlagenheit einstellen. Dann ist ein Arztbesuch unumgänglich.
Sollte die Zecke untersucht werden?
Einige Patient:innen fragen sich, ob es sinnvoll sein könnte, die jeweilige Zecke auf Borrelien oder FSME-Viren untersuchen zu lassen. Hiervon wird grundsätzlich abgeraten. Hinsichtlich eines Nachweises betreffender Erreger in der Zecke lassen sich keine Rückschlüsse auf eine Infektion beim Menschen treffen. Weiterhin sind die jeweils verwendeten Untersuchungsmethoden unterschiedlich in der Nachweisempfindlichkeit. Bei einem negativen Befund ist es aber trotzdem möglich, dass eine Infektion mit Borrelien oder FSME-Viren stattgefunden haben könnte.
Zeckenprophylaxe
Am einfachsten ist es, geschlossene Kleidung zu tragen, sollten Wanderungen im hohen Gras oder im Wald anstehen. Ansonsten gibt es auch spezielle Repellentien gegen die Blutsauger. Wer tatsächlich von Zecken befallen wird, richtet sich eher nach den äußeren Rahmenbedingungen des jeweiligen Naturbereichs. Daher empfiehlt es sich grundsätzlich, nach einem Aufenthalt im Grünen besonders sorgfältig nach den kleinen Blutsaugern zu schauen und diese vom Körper abzusammeln.
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