Für viele Patient:innen sind sie belastend und beängstigend zugleich – die Zahnschmerzen. Der häufig gezwungenermaßen damit einhergehende Besuch bei dem Zahnarzt oder der Zahnärztin ist für einige Betroffene eine Konfrontation mit der Angst. Daher wird gerade der Wirkstoff Ibuprofen zur Schmerzlinderung eingesetzt, um einen Zahnarztbesuch zu vermeiden, aber ist das zielführend?
Für die meisten Personen ist eine zahnärztliche Behandlung zwar unangenehm, aber nicht mit einer größeren Angst verbunden. So werden Zahnschmerzen zeitnah abgeklärt, damit die Beschwerdefreiheit schnell wieder erreicht ist. Personen, die unter einer Zahnbehandlungsphobie leiden, haben hingegen eine krankhafte Angst vor dem Besuch des Zahnarztes oder der Zahnärztin. Etwa 5 Prozent der Bevölkerung ist davon betroffen und lässt sich, auch wenn es zwingend notwendig wäre, nicht zahnärztlich behandeln.
Ibuprofen statt Zahnarztbesuch als Dauerlösung nicht geeignet
Betroffene Patient:innen sehen im nicht-steroidalen Antirheumatikum (NSAR) Ibuprofen ihre Rettung. Das schmerz- und entzündungshemmende Mittel lindert die Beschwerden schnell und ein Gang zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin kann vertagt werden. Jedoch sollte Ibuprofen in der Selbstmedikation mit maximal 1.200 mg pro Tag nicht länger als vier Tage am Stück eingenommen werden. Eine Langzeitanwendung kann unter anderem zu Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, Nierenschädigungen, Kopfschmerzen und erhöhter Reizbarkeit führen.
Bei übermäßigem Gebrauch von Ibuprofen kann es zu schmerzmittelbedingten Kopfschmerzen kommen, die sich meist als dumpfer, andauernder Schmerz äußern, der den gesamten Kopf betrifft. Als „übermäßig“ gilt die Einnahme, wenn an mehr als 15 Tagen im Monat Ibuprofen eingenommen wird. Die Tagesdosis spielt dabei allerdings keine Rolle, sondern lediglich die andauernde Einnahme. Woher genau dieser Kopfschmerz kommt ist nicht bekannt. Es wird jedoch davon ausgegegangen, dass eine Überreizung des Nervensystems zu Schmerzwahrnehmungen führt, die eigentlich gar keine sind.
Auch die Beschwerden an den Zähnen können schwerwiegende Folgen haben, da sich die Entzündung, die in den meisten Fällen zugrunde liegt, auch auf die Wurzelspitze und den Kieferknochen ausbreiten kann. Daraus können eitrige Abszesse entstehen, die unbehandelt lebensbedrohlich sein können. Bei dem Befall von Zähnen mit Karies kann die Substanz des Zahns so stark in Mitleidenschaft gezogen werden, dass dieser letztlich nicht mehr zu retten ist. Das Herauszögern eines Zahnarztbesuchs durch die Einnahme von Ibuprofen bringt also schlussendlich nur eine Verschlimmerung der Situation und eine weit schmerzhaftere Behandlung mit sich.
Patient:innen mit Zahnbehandlungsphobie beraten
Ein einfühlsamer Umgang mit Patient:innen, die Angst vor dem Zahnarzt oder der Zahnärztin haben ist unerlässlich. Die Gründe für die Angst können vielfältig sein und aus traumatischen Erfahrungen oder dem Gefühl des Kontrollverlusts resultieren, welches Betroffene verspüren, weil sie sich dem Zahnarzt oder der Zahnärztin ausgeliefert fühlen. Ein Zahnarztbesuch wird von Personen mit Zahnbehandlungsphobie auch mit starken Schmerzen in Verbindung gebracht, weshalb eine regelrechte Erwartungshaltung entsteht.
Ein guter Rat für die Patient:innen ist, dass es Zahnarztpraxen gibt, die auf Angstpatient:innen spezialisiert sind. Einige dieser Praxen bieten auch vorherige Besuche in der Praxis an, um zunächst das Praxisteam kennenzulernen und sich besser auf die Situation einlassen zu können. Wichtig ist, dass Betroffene ihre Angst von Beginn an offen kommunizieren, um eventuelle Probleme zu vermeiden. Eine große Hilfe ist auch, wenn zur Behandlung eine vertraute Person mitgenommen wird, die im Notfall beruhigend zur Seite stehen kann.
Letztlich besteht auch die Möglichkeit sich psychologische Hilfe zu suchen, wenn die Phobie so stark ist, dass es auch mit jeglichen ergriffenen Maßnahmen der Angstbewältigung nicht funktioniert.
Bei der Beratung in der Apotheke sollte in jedem Fall die Dringlichkeit eines Zahnarztbesuchs in den Mittelpunkt gestellt werden. Auch die Erklärung der eventuell auftretenden Folgeerkrankungen kann helfen, dass Patient:innen mit Zahnbehandlungsphobie sich doch von einem Besuch in der Zahnarztpraxis überzeugen lassen. In keinem Fall sollten abfällige oder lächerliche Bemerkungen während der Beratung geäußert werden. Dies steigert nur die Unsicherheit der Patient:innen und macht einen Zahnarztbesuch noch unwahrscheinlicher.
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