Die ABDA hat ihr neues statistisches Jahrbuch „Die Apotheke: Zahlen, Daten, Fakten 2021“ veröffentlicht. Licht und Schatten liegen dabei nah beieinander. Bemerkenswerte Ergebnisse zeigen sich vor allem im Hinblick auf Botendienste, Lieferengpässe und das E-Rezept.
Die schlechte Nachricht vorweg: Die Zahl der Apotheken in Deutschland sank 2020 mit 18.753 auf einen neuen Tiefststand. Allein im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 322. Positiv ist jedoch: Die Zahl der Mitarbeiter:innen ist nur leicht zurückgegangen und liegt bei 160.454. Und daran soll sich auch in Zukunft nicht allzu viel ändern: „Nahezu die Hälfte der Apothekeninhaber plant, in den nächsten zwei bis drei Jahren Fachkräfte einzustellen. Neun von zehn Inhabern planen keine Entlassungen von Mitarbeitern. Insgesamt sind Arbeitsplätze in Apotheken somit sehr sicher“, so die ABDA.
Genug zu tun gibt es für die Kolleg:innen allemal – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, die die Teams beinahe täglich vor neue Herausforderungen gestellt hat. Neben der Herstellung von über 5 Millionen Litern Desinfektionsmittel zu Beginn der Pandemie beschafften und verteilten die Mitarbeiter:innen zwischen Dezember 2020 und April 2021 im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums insgesamt 510 Millionen Schutzmasken. Seit Ostern dieses Jahres kommen nun auch die Impfstofflieferungen für Fach- und Hausärzt:innen sowie inzwischen auch Betriebsärzt:innen hinzu. Pro Woche werden durch die Kolleg:innen mindestens eine Million Impfstoffdosen an die Mediziner:innen ausgeliefert – Tendenz steigend.
Corona-Sonderregeln erleichtern Umgang mit Lieferengpässen
Erschwert wird die Arbeit in der Apotheke jedoch weiterhin durch Lieferengpässe. Diese kosten die Kolleg:innen im Schnitt mindestens 11 Prozent ihrer Arbeitszeit. „Allein im Jahr 2020 mussten die Apotheker eine „Abweichende Abgabe“ wegen „Nichtverfügbarkeit von Rabattarzneimitteln“ bei 16,7 Millionen Packungen vornehmen“, so die ABDA. Immerhin konnte der Mehraufwand dank der Corona-Sonderregeln zur erleichterten Arzneimittelabgabe zuletzt um rund 41 Prozent reduziert werden. Erst kürzlich wurden die Sonderregeln bis Ende Mai 2022 verlängert.
Bis zu 450.000 Botendienste täglich
Nicht erst seit der Pandemie spielt der Botendienst eine wichtige Rolle in der Apotheke. Mit der Krise hat sich seine Bedeutung drastisch erhöht. Fast alle Apotheken beteiligen sich an dem Service und versorgen dadurch vor allem Chroniker:innen (68 Prozent) und mobilitätseingeschränkte Kund:innen (60 Prozent). Allein im März 2020 fuhren die Kolleg:innen täglich bis zu 450.000 Botendienste. Jede zweite Apotheke bietet den Service einmal pro Tag an, 42 Prozent sogar mehrmals täglich. Mit Einsetzen der Pandemie wurde für den Service erstmals ein Honorar festgelegt – dieses lag zu Beginn bei 5 Euro pro Fahrt. Inzwischen wurde die Vergütung zwar verstetigt, jedoch auf 2,50 Euro halbiert. Dennoch zahlt sich der Service aus: Von April bis Dezember verzeichneten die Kolleg:innen fast 20 Millionen vergütete Botendienste für gesetzlich versicherte Patient:innen.
Apotheken sehen beim E-Rezept schwarz
Mit Blick auf die Zukunft wünscht sich das Apothekenpersonal mehrheitlich vor allem Planungssicherheit (84 Prozent), stabile beziehungsweise bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen (75 Prozent), Bürokratieabbau (72 Prozent) und mehr Freiheiten in der Patientenversorgung (45 Prozent). Außerdem beschäftigt die Kolleg:innen vor allem die bevorstehende Einführung des E-Rezepts, die nach einer Testphase ab Januar 2022 flächendeckend erfolgen soll. Ein Großteil der Apothekenmitarbeiter:innen erwartet davon jedoch eher Nachteile: Fast neun von zehn Befragten (87 Prozent) fürchten, dass der Versandhandel dadurch zunimmt, mehr als jede/r Zweite (55 Prozent) denkt, dass die Kundenbindung sinken und der Wettbewerb zu anderen Vor-Ort-Apotheken steigen (53 Prozent) wird.
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