Nocebo-Effekt: Wenn Gedanken an Nebenwirkungen reichen
Der Placebo-Effekt ist wohl jedem/jeder ein Begriff. Kurz gesagt fällt darunter, wenn Patient:innen durch den bloßen Glauben an die lindernde Wirkung eines Arzneimittels weniger Symptome verspüren, und zwar auch ohne Einnahme. Doch hast du auch schon einmal vom sogenannten Nocebo-Effekt gehört? Von uns erfährst du mehr dazu.
Die Beratung zu verschiedenen Arzneimitteln gehört in der Apotheke zu deinen Kernaufgaben als PTA. Darunter fällt auch der Hinweis auf mögliche Wechsel- und häufige Nebenwirkungen, die zudem noch einmal ausführlich im Beipackzettel aufgeführt sind. Das Problem: Konzentrieren sich Patient:innen zu sehr darauf, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich entsprechende Beschwerden auftreten – teilweise sogar, wenn das Präparat gar nicht oder stattdessen ein Scheinmedikament eingenommen wird. Etwas, das eigentlich gar nicht da ist, macht also krank. Die Rede ist vom Nocebo-Effekt. Und dieser ist offenbar stärker als bisher angenommen, wie Studiendaten zeigen.
Funfact: „Nocebo“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet so viel wie „Ich werde schaden“, während „Placebo“ das Gegenteil, also „Ich werde helfen“, meint. Der Nocebo-Effekt hat bereits seit Jahrhunderten seinen Platz in der Voodoo-Zauberei.
Auf die Kommunikation kommt es an
Entscheidend für das Auftreten des Nocebo-Effekts ist demnach die Art der Kommunikation. Dabei sollten positive Aspekte im Vordergrund stehen. Dazu ein Beispiel: Anstatt Kund:innen in der Apotheke mitzuteilen, dass im Zusammenhang mit Arzneimittel XY „sehr selten“ sprich in einem von 10.000 Fällen – eine bestimmte Nebenwirkung auftritt, solltest du eher betonen, dass es in den meisten Fällen nicht zu den jeweiligen ungewünschten Beschwerden kommt. Außerdem sollte der Fokus eher auf dem Nutzen der Therapie und nicht auf deren möglichen Risiken liegen. Dadurch kann verhindert werden, dass sich Patient:innen zu sehr auf das Negative konzentrieren und so erst recht Symptome entwickeln, wie Forschende anhand von Patientenuntersuchungen bestätigen konnten.
Wie entsteht der Nocebo-Effekt?
Die genauen Zusammenhänge sind bisher nicht abschließend geklärt. Fest steht allerdings, dass die Ursachen in der Regel nicht beim Medikament selbst liegen, sondern vor allem psychisch bedingt sind. Ein möglicher Grund für den Nocebo-Effekt kann zudem darin liegen, dass der Endorphin-Spiegel durch die negativen Erwartungen gesenkt wird, wodurch sich das Befinden in der Folge verschlechtern kann. Hinzukommt die Ausschüttung des Botenstoffs Cholecystokinin, der im Gehirn als Neurotransmitter an der Entstehung von Angst oder Panik beteiligt ist.
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