Diabetes gilt auch hierzulande längst als Volkskrankheit. Betroffen ist inzwischen rund jede/r Siebte – Tendenz steigend. Das Problem: Bei vielen Diabetiker:innen stellt sich außerdem eine Schilddrüsenunterfunktion ein. Doch bei Arzneimitteln zu deren Behandlung ist in Kombination mit Antidiabetika Vorsicht geboten. Der Grund: Es droht eine Wirkverminderung. Genau kann L-Thyroxin die Wirkung von Insulin, Metformin und Co. einschränken.
Eine Diabetes-Erkrankung geht oftmals Hand in Hand mit Funktionsstörungen der Schilddrüse. Denn sie können sich gegenseitig beeinflussen. So hat Diabetes Auswirkungen auf endokrine Drüsen und umgekehrt kann die Regulation des Blutzuckers durch ein Ungleichgewicht bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen beeinflusst werden. Liegt eine Hypothyreose vor, wird also zu wenig T3 und T4 produziert, steigt parallel auch das Risiko für eine Hypoglykämie. Denn der Organismus stellt weniger Zucker her und die Insulinempfindlichkeit der Zellen wird erhöht.
Doch bei der Wahl der entsprechenden Medikation der beiden Erkrankungen ist Vorsicht geboten. Denn das Schilddrüsen-Präparat L-Thyroxin kann die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin, Metformin und anderen Antidiabetika einschränken. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel wird nicht ausreichend gesenkt.
Levothyroxin entspricht dem Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) und ist in der Wirkung ähnlich. Der Wirkstoff kommt bei Schilddrüsenfunktionsstörungen zum Einsatz und soll die fehlenden körpereigenen Hormone ersetzen. Genau wird L-Thyroxin zur Schilddrüsenhormonsubstitution bei einer Hypothyreose genutzt. Der Arzneistoff wird synthetisch hergestellt und einmal täglich eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit Leitungswasser eingenommen.
Insulin ist ein Peptidhormon, das in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird und die Aufnahme von Glukose in die Zellen reguliert sowie blutzuckersenkend wirkt. Insuline gibt es verschiedene. Mahlzeiteninsuline wie beispielsweise Insulin aspart besitzen einen schnellen Wirkeintritt – annähernd dem Humaninsulin und haben eine kurze Wirkdauer. Mahlzeiteninsuline ermöglichen es Diabetiker:innen, flexibel auf die verzehrten Broteinheiten zu reagieren und die Insulinmenge anzupassen.
Bei L-Thyroxin eventuell Insulin-Dosis erhöhen
In der Fachinformation zu L-Thyroxin heißt es: „Eine Schilddrüsensubstitutionstherapie kann zu einem Anstieg der Dosierungsanforderungen von Insulin oder anderen antidiabetischen Therapien führen.“ Eine Dosisanpassung oder gar ein Absetzen der Medikamente sollte jedoch nicht auf eigene Faust erfolgen. Stattdessen sollte der Blutzuckerspiegel regelmäßig – vor allem zu Beginn und zum Ende einer Schilddrüsenhormontherapie – kontrolliert und nach Bedarf in Rücksprache mit dem/der behandelnden Ärzt:in eine Dosiserhöhung des Antidiabetikums vorgenommen werden.
Auf der anderen Seite stehen Antidiabetika beziehungsweise speziell Metformin in Verdacht, in Kombination mit L-Thyroxin den TSH-Spiegel zu senken und damit die Produktion von Schilddrüsenhormonen, wodurch sich die Hypothyreose verstärken kann.
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