Ob für Lebensmittel, Strom oder Benzin: Die Preise für viele Produkte steigen. Kein Wunder bei einer Inflationsrate von knapp 8 Prozent im Juni. Und das bekommen auch die Arzneimittelhersteller zu spüren. „Lässt sich ein Arzneimittel nicht mehr wirtschaftlich produzieren, muss sich der Hersteller aus der Versorgung zurückziehen“, warnt Pro Generika derzeit. Die Folge: Drohende Versorgungsengpässe bei Generika.
„Dass die Kosten für Produktion, Energie und Transport explosionsartig ansteigen, setzt die Generika-Unternehmen massiv unter Druck“, heißt es von Pro Generika. Denn: Anders als bei Lebensmitteln und Produkten aus anderen Branchen könnten die Preise für Arzneimittel nicht einfach angehoben werden. Im Gegenteil. „Hier sind die Preise im Kellerniveau einbetoniert“, kritisiert Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer. Die aktuellen Entwicklungen könnten dabei auch Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung haben. So könnten bei einigen Generika Versorgungsengpässe drohen.
Plus 500 Prozent: Preissteigerung könnte für Versorgungsengpässe bei Generika sorgen
Das Problem: Während die Arzneimittelpreise stabil bleiben, müssten die Hersteller im Gegenzug mitunter drastisch gestiegene Kosten stemmen, beispielsweise bei bestimmten Ausgangs- und Wirkstoffen. So habe sich der Preis für den Metformin-Ausgangsstoff Dimethylamin (DMA) innerhalb eines Jahres um 180 Prozent gesteigert. Zugleich sei der Festbetrag für Metformin jedoch weiterhin unverändert. „Für die Drei-Monats-Packung bezahlen die Kassen dem Hersteller 6,17 Euro – und da sind die Rabatte, die die Kassen erhalten, noch nicht abgezogen.“
Hinzu kommen deutlich gestiegene Verpackungskosten. Allein der Preis für Papier, Aluminium oder Kunststoff liege um bis zu 135 Prozent höher als im Vorjahr. „Ein Anstieg, der zum Problem wird für eine Branche, die jedes Jahr Millionen Patientinnen und Patienten mit Milliarden von Tabletten versorgt und dafür Faltschachteln, Plastikblister und Aluminiumfolien benötigt.“ Den deutlichsten Preisanstieg gibt es jedoch in puncto Transport. Demnach hätten gestörte Lieferketten und Lockdowns in China dazu geführt, dass sich die Kosten für Seefracht, die per Container von Shanghai nach Rotterdam transportiert wird, um 500 Prozent erhöht haben.
Die logische Folge: „Ist eine Produktion nicht mehr wirtschaftlich, hat der Hersteller keine Wahl: Entweder er macht Verluste oder er muss sich aus der Versorgung zurückzuziehen.“ Bei einigen Generika könnten demnach schon bald Versorgungsengpässe drohen.
Um weiterhin eine stabile Versorgung gewährleisten zu können, fordert Pro Generika daher eine Anpassung der Festbeträge an die Inflation. „Wir brauchen ein Preissystem, das atmet“, fasst Bretthauer zusammen.
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