Man liebt ihn oder hasst ihn: Fencheltee. Während der charakteristische Geschmack nicht jedem/der gefällt, werden dem Tee zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte zugesprochen, beispielsweise bei Erkältungen oder Verdauungsproblemen. Bei Babys und Kleinkindern sollte jedoch auf Fencheltee verzichtet werden, denn er könnte das Krebsrisiko erhöhen, warnen Expert:innen der Europäischen Arzneimittelkommission.
Fencheltee gilt als bewährtes Hausmittel, um Magen-Darm-Beschwerden wie Verdauungsprobleme, Bauchschmerzen, Blähungen und Krämpfe zu lindern. Er wird aus den Samen der Fenchelpflanze (Foeniculum vulgare) zubereitet, die als Heilpflanze gilt und antiseptische, sekretolytische sowie karminative Eigenschaften besitzt. Grundlage dafür sind die enthaltenen ätherischen Öle wie Anethol und Fenchon. Fenchel kommt neben gastrointestinalen Beschwerden auch bei Atemwegserkrankungen zum Einsatz.
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören vor allem allergische Reaktionen. Doch Fencheltee birgt weitere Gefahren, warnt ein Expertengremium der EMA. Laut dem Committee on Herbal Medicinal Products kann Fencheltee das Krebsrisiko erhöhen. Für Babys und Kleinkinder sollte Fencheltee laut der Richtlinie der Expert:innen daher tabu sein.
Wegen Estragol: Erhöhtes Krebsrisiko durch Fencheltee?
Der Grund: Fenchel enthält Estragol. Dabei handelt es sich um einen Stoff, der zu den Phenylpropanoiden zählt und als natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Fraßfeinde und Co. dient. Doch Estragol besitzt auch hepatotoxisch – sprich Leberkrebs-fördernde – Eigenschaften. Diese konnten in verschiedenen Studien anhand von Tierversuchen mit sehr hohen Dosen von Estragol nachgewiesen werden. Demnach verursachte der Stoff bei den Tieren eine Hepatokanzerogenität.
Das Problem: Der Estragol-Gehalt in Fencheltees schwankt laut den EMA-Expert:innen je nach Produkt stark. Hinzukommt, dass Fenchel oftmals auch Bestandteil in anderen Nahrungsmitteln für Babys und Kleinkinder ist. In Kombination mit Tee könne dadurch schnell eine Dosis erreicht werden, die im hepatotoxischen Bereich liege. Demnach könne Fencheltee das Krebsrisiko erhöhen.
Kinder bis zu einem Alter von vier Jahren sollte daher kein Fencheltee zugeführt werden, zwischen vier und elf Jahren sollte die Verabreichung nur zurückhaltend erfolgen, um hohe Estragol-Dosierungen zu vermeiden. Als Richtwert gilt dabei 1,0 μg/kg Körpergewicht. Auch Schwangeren und Stillenden wird von Fencheltee abgeraten. „Die Verwendung von Estragol-haltigen Lebensmitteln bei schwangeren und stillenden Frauen wird nicht empfohlen, wenn die tägliche Estragol-Aufnahme den Richtwert von 0,05 mg/Person pro Tag überschreitet, es sei denn, eine Risikobewertung auf der Grundlage angemessener Sicherheitsdaten rechtfertigt etwas anderes“, heißt es in der Richtlinie weiter.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …
Nicht wirksam: Keine Erkältungskombis mit Phenylephrin?
Leiden Kund:innen unter Erkältungsbeschwerden wie verstopfter Nase und Co., kommen unter anderem Erkältungskombis zum Einsatz. Dabei wird häufig auf Phenylephrin …