PTA und Apotheker rechnen wegen des neuartigen Coronavirus mit dem Schlimmsten. Jeder Dritte befürchtet, dass die eigene Apotheke aufgrund von Erkrankungen der Mitarbeiter schließen muss. Das ist das Ergebnis einer aktuellen aposcope-Umfrage im Auftrag des Online-Branchendienstes APOTHEKE ADHOC, für die 308 Apotheker*innen und PTA befragt wurden.
Einschnitte durch Schulschließungen
Neun von zehn Apotheken (90 Prozent) geben an, dass Mitglieder des Apothekenteams Kinder haben, die jetzt aufgrund der Schulschließungen betreut werden müssen. Jeder fünfte Befragte befürchtet, dass es dadurch zu massiven Einschnitten in den Betriebsabläufen der Apotheke kommt, obwohl PTA und Apotheker zu den systemrelevanten Berufen zählen und somit Anspruch auf eine Notfallbetreuung besteht, vorausgesetzt, es ist keine andere Betreuung der Kinder möglich. Gleichwohl geht die Mehrheit der Befragten (47 Prozent) davon aus, dass die Schulschließungen zwar zu Einschnitten führen, diese aber darstellbar sind. Weitere 3 von 10 Apotheken sagen, dass die Schulschließungen zu keinen größeren Einschränkungen führen werden.
Jeder kämpft für sich, wenn es um die Organisation der Kinderbetreuung geht. Nur knapp 6 Prozent der Apotheken organisieren selbst eine Kinderbetreuung. Etwa die Hälfte gibt an, dass die Familie einspringen muss, nur knapp zehn Prozent der Eltern dürfen frei nehmen. Knapp 17 Prozent der Kollegen haben noch gar keine Ahnung, wie die Kinderbetreuung organisiert werden soll.
Das fürchten die Kollegen
Apotheken sind in vielen Dingen Kummer gewohnt. Doch die Corona-Krise stellt Apothekenmitarbeiter vor eine große Herausforderung. In den kommenden Wochen fürchten Apotheker und PTA massive Lieferengpässe (86 Prozent), einen verstärkten Kundenansturm (86 Prozent), Personalausfälle (81 Prozent), die Apothekenschließung aufgrund von Erkrankungen (34 Prozent), Schließung aufgrund behördlicher Auflagen (12 Prozent) und die Zwangsschließung der Apotheke bei einem kompletten Shutdown (9 Prozent).
Apotheken fürchten jedoch auch um ihre Existenz. Auch wenn die Umsätze sich aufgrund der Corona-Krise erhöht haben, fürchten Inhaber und Filialleiter Umsatzveränderungen (76 Prozent) und eine Reduktion der Großhandelsbelieferung (76 Prozent) sowie zusätzliche Kosten (61 Prozent). Knapp 36 Prozent der Inhaber und Filialleiter fürchten Liquiditätsengpässe und eine verstärkte Rezepturherstellung zur Überbrückung von Ausfällen sehen knapp 32 Prozent.
Apotheken setzen Schutzmaßnahmen um
Einen Botendienst für ältere Kunden haben bereits etwa 66 Prozent der Befragten umgesetzt. Die Maßnahme ist zudem bei weiteren 10 Prozent der Befragten in Planung. Desinfektionsspender gibt es in knapp 54 Prozent der Apotheken. Aufsteller mit Verhaltenshinweisen sowie Bodenmarkierung und Abstandshalten haben je 50 Prozent der Kollegen umgesetzt. Die Anzahl Kunden begrenzen 29 Prozent der Kollegen, für 39 Prozent der Befragten ist diese Maßnahme derzeit kein Thema. Eine Reduzierung der Öffnungszeiten kommt aktuell für 80 Prozent der Befragten nicht infrage.
Plexiglas am HV ist eine Empfehlung der Bundesapothekerkammer und wurde bereits bei 21 Prozent der Befragten umgesetzt. Bei 31 Prozent ist die Plexiglasscheibe in Planung und für 43 Prozent derzeit kein Thema. Das Arbeiten in festen Teams haben 22 Prozent der Kollegen umgesetzt und ist bei 17 Prozent in Planung.
An der aposcope-Umfrage im Auftrag von APOTHEKE ADHOC nahmen Inhaber*innen, Filialleiter*innen, angestellte Apotheker*innen und PTA teil. Insgesamt wurden 308 verifizierte Panelisten aus dem Expertenpanel von aposcope befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Apothekenlandschaft.
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