Lockdown, Homeoffice, geschlossene Fitnessstudios und Sportstätten: Viele Menschen plagen sich durch die Pandemie mit sogenannten „Corona-Pfunden“. Klingt lustig, ist jedoch Teil eines gravierenden weltweiten Problems: dem steigenden Übergewicht. Denn auch die Gesundheitskosten schießen dadurch in die Höhe.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden inzwischen rund vier von zehn Erwachsenen weltweit unter Übergewicht (39 Prozent). Das sind fast doppelt so viele Menschen wie im Jahr 1975 (22 Prozent). Allein in Deutschland ist mehr als jede*r Zweite übergewichtig (57 Prozent). Innerhalb der letzten zehn Jahre ist der Anteil um sieben Prozent gestiegen. Spitzenreiter mit einem Zuwachs von jeweils 44 Prozent sind Vietnam, die Malediven und Laos.
Schuld an dieser Entwicklung sind laut Expert*innen neben genetischen Bedingungen vor allem der Lebensstil sowie Bewegungsmangel oder auch eine „Fehlbalance zwischen Energieaufnahme und Energieverbrennen“, wie Adipositas-Forscher Mathias Bühler vom Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung in Leipzig gegenüber dem Spiegel erklärt. Diese Tendenz habe sich ihm zufolge in den letzten Jahrzehnten immer weiter verstärkt. Erst Ende letzten Jahres veröffentlichte die WHO im Rahmen eines Leitfadens zum Thema körperliche Aktivität Zahlen, wonach rund 80 Prozent der Jugendlichen sowie 25 Prozent der Erwachsenen unter Bewegungsmangel leiden.
Was bedeutet Übergewicht? Für die WHO gilt eine Person als übergewichtig, wenn ihr Body Mass Index bei 25 oder höher liegt. Der Wert spiegelt das Verhältnis zwischen Körpergröße und Körpergewicht wider. Folglich errechnet er sich aus dem eigenen Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Beispiel: Eine Person wiegt 70 Kilogramm bei einer Größe von 1,65 Metern. Die Rechnung lautet also 70 / 1,652 = 25,7. Die Person gilt demnach als übergewichtig.
Mit dem Übergewicht steigen auch Gesundheitskosten
Auffällig ist, dass sozial schwächere Menschen mit niedrigem Einkommen und Bildungsstand offenbar häufiger von Übergewicht betroffen sind als andere. Das wird bei einem Blick auf Länder deutlich, in denen große Einkommensunterschiede herrschen, darunter auch die USA. Dort liegt der Anteil der übergewichtigen Menschen sogar bei mehr als zwei Dritteln (68 Prozent). Den höchsten Wert weist mit 89 Prozent jedoch die kleine Insel Nauru im Südpazifik auf.
Die Folge: Übermäßig viele Menschen haben erhöhte Cholesterin- und Blutzuckerwerte, was schwere Folgeerkrankungen wie Diabetes auslösen kann. Und dies wiederum treibt die Gesundheitskosten durch Übergewicht in die Höhe, denn oftmals sind kostspielige medizinische Behandlungen notwendig und es folgen Arbeitsausfälle.
Übrigens: Eine leichte Tendenz lässt sich im Hinblick auf die Ernährung von Kindern beobachten. Während 1990 weltweit noch etwa jedes vierte Kind unterernährt war, waren es 2019 nur noch halb so viele. Dagegen ist der Anteil an übergewichtigen Kindern in den knapp 30 Jahren von 4,9 Prozent auf 5,6 Prozent gestiegen.
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