Bei der Verordnung patientenindividueller Rezepturen greifen Ärzt:innen auch auf die Möglichkeit zurück, verschiedene Grundlagen zu kombinieren, um deren positive Effekte zu vereinen. Allerdings ist dies nicht in jedem Fall möglich. Die gemeinsame Verarbeitung von W/O- und O/W-Grundlagen birgt Probleme.
Der Fall: In der Apotheke wird ein Rezept eingereicht, auf dem eine Rezeptur verordnet ist. Dabei hat der Arzt als Grundlage die Kombination von anionischer hydrophiler Creme SR DAC mit Lanolin DAB vorgesehen.
Anionische hydrophile Creme SR DAC: Die anionische hydrophile Creme SR DAC wird im Lateinischen Unguentum emulsificans aquosum SR genannt und enthält 65 Prozent Wasser. Die Creme ist den O/W-Emulsionen zuzuordnen. Da die Grundlage durch die Verwendung des emulgierenden Cetylstearylalkohols (Typ A) anionisch ist, ist eine Verarbeitung mit kationischen Wirk- und Hilfsstoffen nicht möglich. Geeignet ist die Grundlage für Patient:innen, die unter akuten entzündlichen Hauterkrankungen leiden und einen fettenden Hautzustand haben. Die milde Grundlage hat sehr gute feuchtigkeitsspendende und pflegende Eigenschaften, ohne zu reichhaltig zu sein.
Lanolin DAB: Bei Lanolin, lateinisch Lanolinum, handelt es sich um eine W/O-Emulsion, die neben 65 Prozent Wollwachs auch 25 Prozent gereinigtes Wasser und 15 Prozent dickflüssiges Paraffin enthält. Da das nichtionische Wollwachs einen emulgierenden Effekt hat, wird kein weiterer Emulgator benötigt. Zudem ist die Verarbeitung sowohl mit anionischen als auch mit kationischen Wirk- und Hilfsstoffen möglich. Da Lanolin selbst eine eher klebrige Konsistenz hat, ist die alleinige Verwendung als Salbengrundlage nicht ratsam. Allerdings kann es in andere Grundlagen eingearbeitet werden, um eine Konsistenzverbesserung herbeizuführen. Zudem dient es auch als Ausgangsstoff zur Herstellung anderer Grundlagen, wie beispielsweise der weichen Salbe DAC.
W/O- und O/W-Grundlagen: Gemeinsame Verarbeitung führt zur Phasentrennung
Die Herstellung der Rezeptur so wie verordnet ist nicht möglich. Bei der Kombination zweier Grundlagen mit unterschiedlichen Phasenlagen kommt es zur Phasentrennung in lipophile und hydrophile Phase. Somit findet auch eine inhomogene Wirkstoffverteilung statt, die eine sichere Anwendung durch den/die Patient:in ausschließt. Erkennbar ist diese Inkompatibilität von W/O- und O/W-Grundlagen durch das Brechen der Emulsion.
Um die Rezeptur mit einer anderen Grundlage herstellen zu können, ist Arztrücksprache notwendig. Im vorliegenden Fall erläutert der Verschreibende am Telefon, dass die Patientin am Applikationsort sehr trockene Haut hat, weshalb er eine fettende Grundlage für sinnvoll erachtet. Jedoch möchte die Patientin keine fettige Zubereitung auftragen und würde die Creme bei einem zurückbleibenden Fettfilm auf der Haut nicht anwenden. Somit schien ihm die Kombination von Lanolin DAB mit anionischer hydrophiler Creme SR DAC als geeignete Lösung, um die fettenden Eigenschaften einzudämmen, ohne den pflegenden Effekt zu vernachlässigen.
Basiscreme DAC als Alternative
Basiscreme DAC ist eine amphiphile Grundlage, die sowohl W/O- als auch O/W-Emulgatoren enthält. Mit einem Wasseranteil von 40 Prozent ist sie zudem angenehm auf der Haut und hat anders als andere reichhaltige Grundlagen keinen Okklusionseffekt. Die eingesetzten Emulgatoren Glycerolmonostearat 60, Cetylalkohol und Macrogol-20-glycerolmonostearat verleihen der Basiscreme DAC einen nichtionischen Charakter, weshalb sie mit anionischen und kationischen Wirk- und Hilfsstoffen verarbeitet werden kann. Somit bildet diese Grundlage die passende Alternative zur ursprünglich verordneten Kombination aus Lanolin DAB und anionischer hydrophiler Creme SR DAC.
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