OTC-Switch für Fortacin (Recordati): Seit November ist das Verzögerungs-Spray mit Lidocain und Prilocain ohne Rezept erhältlich. Eingesetzt wird das Präparat bei vorzeitigem Samenerguss, von dem bis zu 20 Prozent der Männer in Deutschland betroffen sind.
Ejaculatio praecox ist wohl kein Thema, über das die betroffenen Männer gerne reden. Kein Wunder also, dass nur ein Bruchteil der Betroffenen zum Arzt geht. Mit Fortacin steht den Männern nun eine rezeptfreie Therapieoption zur Verfügung, denn die Kombi wurde aus der Verschreibungspflicht entlassen. Das Arzneimittel ist nach Orlistat, Pantoprazol, Esomeprazol und Ulipristal das fünfte Präparat, das im zentralisierten Verfahren einen OTC-Switch vollzieht.
Fortacin wurde 2013 im zentralen Verfahren innerhalb der EU zugelassen und der Verschreibungspflicht unterstellt, obwohl Lidocain und Prilocain zur Anwendung auf der Haut und Schleimhaut gemäß Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) hierzulande von der Verschreibungspflicht befreit sind. Seit 2018 ist das Spray auf dem Markt. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hatte im August empfohlen, Fortacin in allen EU-Mitgliedsstaaten aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Der Grund: Die Kriterien für die Einstufung als verschreibungspflichtig, wie sie in der Leitlinie der Europäischen Kommission festgelegt sind, gelten für Fortacin nicht.
Das Spray enthält eine Kombi aus Lidocain (150 mg/ml) und Prilocain (50 mg/ml), ist frei von Alkohol und anderen Lösungsmitteln und beruht auf einem eutektischen Gemisch der Wirkstoffe.
Indikation
Fortacin wird zur Behandlung einer vorzeitigen Ejakulation bei erwachsenen Männern ab einem Alter von 18 Jahren eingesetzt, wenn der vorzeitige Samenerguss ab dem ersten Geschlechtsverkehr auftritt, der Ejaculatio praecox immer oder fast immer innerhalb von einer Minute ab dem Beginn des Geschlechtsverkehrs auftritt und negative emotionale Auswirkungen hat.
Wirkung
Die Wirkstoffkombi verringert die Sensibilität der Eichel und verlängert so die Zeit vor der Ejakulation. Lidocain und Prilocain blockieren spannungsabhängige Natrium-Kanäle in den Zellmembranen der Nervenzelle. Die Sensibilität für eine Stimulation ist gemindert und eine Ejakulation kann herausgezögert werden.
Nach dreimonatiger Anwendung kann die Zeit bis zur Ejakulation um das 6-fache verlängert werden. Wird das Spray über einen Zeitraum von zwölf Monaten kontinuierlich angewendet, können Patienten sogar wieder eine normale durchschnittliche intravaginale Ejakulationslatenzzeit (IELT) erreichen, ohne dass das Orgasmusempfinden beeinträchtigt wird.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung beträgt drei Sprühstöße. Das Produkt soll etwa fünf Minuten vor dem Geschlechtsverkehr auf die Eichel aufgesprüht werden. Überschüssiges Spray muss nach fünf Minuten abgewischt werden. Innerhalb von 24 Stunden dürfen maximal drei Anwendungen im Abstand von mindestens vier Stunden erfolgen.
Fortacin darf nicht mit latexfreien Kondomen aus Polyurethan verwendet werden. Die Produkte können bei der Benutzung mit Fortacin beschädigt werden und deshalb möglicherweise nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten beziehnungsweise Schwangerschaft schützen. Fortacin kann mit Verhütungsmitteln aus Latexgummi, Polyisopren, Nitril und Silikon verwendet werden.
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