Schätzungsweise drei bis fünf Millionen Männer leiden hierzulande an erektiler Dysfunktion. Die Ursachen können vielfältig sein, beispielsweise eine bestehende Herzerkrankung. Zur Behandlung sind Phosphodiesterase-5 (PDE-5)-Hemmer wie Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil Mittel der Wahl. Doch in Kombination mit Herzmedikamenten ist Vorsicht geboten. So können PDE-5-Hemmer zusammen mit Nitraten zum Tod führen.
Obwohl eine Kombination von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil und Nitraten bei erektiler Dysfunktion gemäß der geltenden Leitlinie kontraindiziert ist und auch in den Produktinformationen davon abgeraten wird, werden beide Wirkstoffgruppen häufig zusammen angewendet – mit Folgen. Denn: „Während bei Männern mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein positiver Zusammenhang zwischen Medikamenten gegen erektile Dysfunktion besteht, besteht bei Patienten, die Nitrate einnehmen, möglicherweise ein erhöhtes Risiko negativer gesundheitlicher Folgen“, heißt es in einer aktuellen Studie vom schwedischen Karolinska Institut. Genau können beide Wirkstoffe durch einen synergistischen Effekt einen Blutdruckabfall verursachen und in Kombination schlimmstenfalls zum Tod führen, wie aktuelle Daten bestätigen.
PDE-5-Inhibitoren hemmen selektiv und reversibel PDE-5 und verhindern so den Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP). In der Folge steigt der cGMP -Spiegel und es kommt zu einer Gefäßerweiterung. Neben der Behandlung von erektiler Dysfunktion finden die Wirkstoffe außerdem bei pulmonaler arterieller Hypertonie Anwendung und sorgen für eine selektive Vasodilatation im pulmonalen Gefäßsystem.
Nitrate führen zu einer verbesserten Durchblutung des Herzmuskels, denn sie wirken gefäßerweiternd sowie entspannend auf die glatte Gefäßmuskulatur und vermindern den Blutrückfluss zum Herzen. Angezeigt sind die Wirkstoffe unter anderem bei Angina-pectoris-Anfällen im Rahmen einer koronaren Herzkrankheit, bei der der Herzmuskel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, wodurch Betroffene über Brustenge und Brustschmerzen klagen. Außerdem kommen die Wirkstoffe bei hypertensiver Krise, hypertensivem Lungenödem und Herzinsuffizienz zum Einsatz.
Nitrate und PDE-5-Hemmern wie Sildenafil erhöhen Sterberisiko
Untersucht wurden mehr als 61.000 Männer, die einen Myokardinfarkt erlitten hatten oder aufgrund verengter Gefäße bereits mit einem Herzkatheter behandelt wurden. Ein Großteil der Patienten erhielt aufgrund der Herzerkrankung Verordnungen über Nitrate. Beinahe jeder Zehnte wurde sowohl mit Nitraten als auch mit PDE-5-Hemmern wie Sildenafil gegen eine erektile Dysfunktion behandelt. In der Studie wurde überprüft, wie sich die kombinierte Behandlung auf die Patienten auswirkte. Konkret ging es um die Frage, ob die Kombination das Risiko für weitere kardiovaskuläre Ereignisse erhöht oder sogar zum Tod führen kann.
Das Ergebnis: Unter der kombinierten Verwendung stieg die Gefahr deutlich. „Die gleichzeitige Verschreibung von Potenzmitteln wie Viagra und organischen Nitraten gegen Angina pectoris ist mit einem um 35 bis 40 Prozent erhöhten Sterberisiko und einem etwa 70 Prozent höheren Risiko für Herzinfarkt und Herzversagen verbunden“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Damit widersprechen die Ergebnisse früheren Studien, bei denen kein erhöhtes Risiko festgestellt werden konnte. Die Forschen begründen dies vor allem mit dem längeren Beobachtungszeitraum von mehr als drei Jahren, während zuvor lediglich ein 28-Tage-Zeitraum berücksichtigt wurde. Um den Effekt eindeutig zu bestätigen, brauche es jedoch noch weitere Untersuchungen.
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