Keine Wirkung ohne Wechselwirkung: Werden unterschiedliche Arzneimittel eingenommen, sind Interaktionen möglich – so auch bei der Kombi Clarithromycin und Simvastatin. Das Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse ist erhöht.
Simvastatin + Clarithromycin = Rhabdomyolyse
Clarithromycin gehört zu den Makrolid-Antibiotika und wird zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionen wie beispielsweise der Atemwege, des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs oder der Haut eingesetzt. Außerdem ist Clarithromycin Bestandteil der Triple-Therapie zur Eradikation von Helicobacter pylori. Der Wirkstoff ist ein säurestabiles Methylderivat von Erythromycin mit bakteriostatischen und bakteriziden Eigenschaften – sowohl gegen grampositive als auch gramnegative Keime. Clarithromycin hemmt die Proteinbiosynthese durch Bindung an eine Untereinheit des bakteriellen Ribosoms.
Der Wirkstoff wird in der Regel zweimal täglich im Abstand von zwölf Stunden unabhängig von der Nahrungsaufnahme verabreicht. Die Dosierung erfolgt in Abhängigkeit vom klinischen Zustand.
Simvastatin ist ein Cholesterinsenker aus der Gruppe der Statine und hemmt das Enzym HMG-CoA-Reduktase (3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-Coenzym-A-Reduktase), das an der Cholesterinneubildung maßgeblich beteiligt ist. Die Cholesterinsynthese wird durch den Einsatz des Statins gemindert und die Zahl an LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen erhöht. So kann mehr LDL in die Leber aufgenommen und die Konzentration im Blut gemindert werden. Im Umkehrschluss wird weniger LDL gebildet, aber mehr abgebaut. Der Arzneistoff besitzt zudem pleiotrope Effekte. Das bedeutet, dass das Statin auch andere Parameter begünstigen kann, unabhängig von einer Cholesterinsenkung. Simvastatin wird bei bestimmten Risikofaktoren auch zur Primärprävention (Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse) bei sonst Gesunden eingesetzt und einmal täglich am Abend eingenommen. Die medikamentöse Behandlung wird von cholesterinsenkender Diät und Gewichtsreduktion begleitet.
Das Problem
Werden Clarithromycin und Simvastatin kombiniert, kommt es zu einer Wechselwirkung über das Enzymsubstrat CYP3A4. Simvastatin wird über das Cytochrom metabolisiert. Allerdings erhöht Clariythromycin die Plasmakonzentration des Statins – das Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse ist erhöht. Muskelschwäche und Auflösung der quergestreiften Muskelfasern können die Folgen sein. Es besteht eine Kontraindikation.
Die Lösung
Ist eine Therapie mit Clarithromycin unerlässlich, muss der Cholesterinsenker vorübergehend abgesetzt werden. Ist dies nicht möglich und beide Arzneimittel müssen eingenommen werden, ist Vorsicht geboten. Simvastatin sollte in der geringsten zugelassenen Dosis verordnet und angewendet werden. Außerdem kann die Behandlung auf Fluvastatin umgestellt werden, das von einer Metabolisierung über CYP3A4 unabhängig ist. Die Betroffenen sollten während der Behandlung ärztlich kontrolliert werden.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …
Nicht wirksam: Keine Erkältungskombis mit Phenylephrin?
Leiden Kund:innen unter Erkältungsbeschwerden wie verstopfter Nase und Co., kommen unter anderem Erkältungskombis zum Einsatz. Dabei wird häufig auf Phenylephrin …