Lithium gehört zu den Psychopharmaka und kann das Schilddrüsenwachstum anregen. Die struminerge Substanz sollte nicht mit oral und lokal anzuwendendem Jod kombiniert werden.
Lithium besitzt antimanische, antidepressive, antipsychotische und antisuizidale Eigenschaften. Der Arzneistoff kommt zur Prophylaxe der bipolaren affektiven Störung und Episoden einer Major Depression sowie zur Behandlung der manischen Episode, gegebenenfalls in Kombi mit Neuroleptika, und zur Behandlung bestimmter akuter Depressionen oder chronischem Cluster-Kopfschmerz zum Einsatz.
Der genaue Wirkmechanismus der Lithiumsalze ist bislang nicht vollständig geklärt: Vermutlich beeinflusst die Substanz die Freisetzung von Neurotransmittern wie Noradrenalin und Serotonin. Möglich scheint auch eine regulierende Funktion an den Membranen der Nervenzellen bedingt durch die chemische Ähnlichkeit von Lithium mit Kalium und Natrium. Lithium wird unverändert und nahezu vollständig renal ausgeschieden.
Lithium nicht bei Schilddrüsenunterfunktion
Lithium sollte nicht von Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion angewendet werden. Die struminerge Substanz kann eine Vergrößerung der Schilddrüse verursachen. Lithium kann auf verschiedene Weisen die Entstehung eines Strumas fördern. Zum einen besitzt Lithium einen hemmenden Effekt auf die Schilddrüsenfunktion – die stimulierende Wirkung von Thyreotropins (TSH) auf die Schilddrüse wird gemindert. Lithium verringert die Iodidaufnahme in die Schilddrüse. Es werden weniger Schilddrüsenhormone gebildet. Als kompensatorische Reaktion des Körpers, um die Euthyreose aufrechtzuerhalten, bildet sich das Struma.
In der Schilddrüse werden die Hormone Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4) produziert. Die Ausschüttung der Hormone wird über das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) aus der Hirnanhangsdrüse über einen Rückkopplungsmechanismus gesteuert. Werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet, steigt der TSH-Spiegel und somit die Produktion. Die Aminosäure Tyrosin ist die Basis für die Hormone. An den Eiweißbaustein werden drei beziehungsweise vier Iod-Atome gebunden. Eine gesunde Schilddrüse bildet etwa zehnmal mehr T4 als T3. Ein Jodmangel kann die Bildung der Hormone und somit die Funktion der Schilddrüse beeinflussen. In Deutschland leidet etwa jeder Dritte an einer Erkrankung der Schilddrüse. Möglich sind eine Über- oder Unterfunktion sowie Kropfbildung und Entzündungen. Die Symptome der Erkrankungen sind unterschiedlich.
Kaliumiodid kommt beispielsweise zur Prophylaxe eines Jodmangelstrumas zum Einsatz. In Kombination mit Lithium kann jedoch dessen möglicher strumigener Effekt verstärkt werden.
Lithium und Jod: Das Problem
Lithium-Präparate sollten nicht mit einem längerfristigen oder großflächigen Einsatz von Jod kombiniert werden. Auch orale Jodpräparte sollten nicht gleichzeitig angewendet werden. Das aufgenommene Jod kann die durch das Lithium mögliche Schilddrüsenunterfunktion fördern.
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