Vitamin D und K: Keine offizielle Empfehlung für Kombi
Vitamin D und K werden in verschiedenen Präparaten kombiniert. Doch welche Vorteile hat das Duo und welche Gefahren sind mit dem Zusammenspiel verbunden?
Vitamin K ist nicht nur ein Vitamin, sondern eine Gruppe mehrerer chemisch sehr ähnlicher, fettlöslicher Verbindungen. In Kombination mit Vitamin D kommt in der Regel Vitamin K2 zum Einsatz. Auch bei Menachinon gibt es verschiedene Formen, in Abhängigkeit von der Seitenkette. Am bekanntesten sind MK-4 und MK-7. Beide Stoffe unterscheiden sich in ihrer Halbwertszeit: MK-4 wird nach wenigen Stunden ausgeschieden, MK-7 besitzt eine Halbwertszeit von etwa drei Tagen.
Vitamin K2 wird zum einen von Darmbakterien gebildet und kann zum anderen über die Nahrung aufgenommen und in der Leber gespeichert werden. Nahrungsquellen sind grünes Gemüse, Pflanzenöle und tierische Lebensmittel wie Fleisch, bakteriell fermentierte Speisen, Geflügel oder Eier. Den höchsten Gehalt hat Natto, ein japanisches Sojabohnen-Produkt. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält für Erwachsene zwischen 15 und 51 Jahren für Männer 70 µg und für Frauen 60 µg pro Tag als Zufuhr für angemessen. Mit zunehmendem Alter steigt der Wert auf 80 µg beziehungsweise 65 µg. Vitamin K2 spielt Expert:innen zufolge eine entscheidende Rolle in der Regulation des Calciumhaushalts und kann Dichte und Stabilität der Knochen beeinflussen. Denn Menachinon aktiviert Osteocalzin und Matrix-GLA-Protein.
Osteocalcin ist ein Peptidhormon. Nach Kollagen ist es das häufigste Protein im Knochen und bindet das Knochencalcium an sich. Die Substanz wird während des Knochenaufbaus von den Osteoblasten synthetisiert und in die Knochenmatrix eingebaut sowie an die Blutzirkulation freigegeben. Dabei spielen Vitamin K2 und D3 eine Rolle – denn die Produktion wird durch beide Vitamine stimuliert. Osteocalcin ist ein wichtiger Marker für die Knochenbildung, der bei der Osteoporose-Beurteilung herangezogen wird.
Matrix-GLA-Protein spielt eine entscheidende Rolle bei der vaskulären Verkalkung und wird durch eine Vitamin K2-abhängige Carboxylierungsreaktion aktiviert. Die Folgen einer mangelnden Aktivierung des Verkalkungshemmers können neben der vaskulären Verkalkung auch Knochenentkalkung und Gelenkverschleiß sein.
Vitamin K1 wird hingegen in erster Linie für die Aktivierung von Gerinnungsfaktoren (Prothrombin) verantwortlich gemacht.
Vitamin D3 unterstützt die Knochen in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und sorgt somit für gesunde, starke Knochen und wirkt einer Osteoporose entgegen. Vitamin D3 hemmt die Bildung des Parathormons, das den Knochenabbau fördert. Eine hohe Knochendichte senkt das Frakturrisiko. Vor allem bei Osteoporose-Patient:innen über 70 Jahren wird D3 zur Sturzprophylaxe eingesetzt.
Die Rolle der Vitamine D3 und K2 am Knochenstoffwechsel ist zwar unumstritten, dennoch gibt es keine Belege, dass sie einander bedingen. In der S3-Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr heißt es: „Vitamin K2 soll nicht zur spezifischen Therapie der Osteoporose verwendet werden.“ Außerdem heißt es: „Es gibt derzeit keine genügend große Evidenz, um eine Therapie mit Vitamin K2 generell als frakturwirksame Therapie zu empfehlen, auch wenn die Therapie mit solchen Präparaten in Japan und einigen anderen asiatischen Ländern als Anti-Osteoporose-Therapie zugelassen ist.“
„Die Behauptung, dass sich die kombinierte Einnahme der beiden Vitamine besser auf die Knochengesundheit auswirken könnte als Vitamin D allein, ist wissenschaftlich nicht belegt“, heißt es von der Verbraucherzentrale. „Aktuell kann keine verlässliche Empfehlung zu einer kombinierten Einnahme von Vitamin D und Vitamin K getroffen werden.“ Die theoretischen Überlegungen zu möglichen interagierenden Effekten der beiden Vitamine reichen nicht aus. „Es gibt keine offizielle Empfehlung, Vitamin D mit Vitamin K zu kombinieren.“
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt zu dem Schluss: „Inwieweit sich die Interaktion dieser beiden Vitamine positiv auf die Gesundheit auswirkt, ist derzeit unklar; für eine zuverlässige Risikobewertung liegen nicht genügend Daten vor.“
Für Vitamin K empfiehlt das BfR für Nahrungsergänzungsmittel nicht mehr als 80 μg Vitamin K1 oder nicht mehr als 25 μg Vitamin K2 pro Tagesdosis. Zudem weisen die Expert:inenn darauf hin, dass sowohl Vitamin K1 als auch K2 die therapeutische Wirkung von Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ abschwächen kann. Betroffene sollten Vitamin K-haltige Nahrungsergänzungsmittel nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen.
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