Vitamin D für Babys: Achtung bei flüssigen Darreichungsformen
Vitamin D ist unverzichtbar für den menschlichen Körper und ein Mangel kann schwerwiegende Folgen haben, beispielsweise für die Knochengesundheit. Um diese zu stärken, wird für Babys die Einnahme von Vitamin D empfohlen. Doch es ist Vorsicht geboten, appelliert die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und warnt vor flüssigen Darreichungsformen.
Wie die AkdÄ in der aktuellen Ausgabe „Arzneiverordnung in der Praxis“ informiert, wurde der Fall eines sechs Monate alten Babys mit einer Überdosierung an Vitamin D3 gemeldet. Genau hatten die Eltern dem Säugling über einen längeren Zeitraum täglich etwa fünf Tropfen Vigantol Öl zur Rachitisprophylaxe verabreicht – verordnet war ein Tropfen/Tag. Der Fehler fiel bei der Wiedervorstellung in der Arztpraxis auf, als klar wurde, dass die verordnete Packung zu schnell aufgebraucht wurde. Ein akuter Schaden entstand dem Baby nicht. Dennoch nehmen die Expert:innen den Fall zum Anlass, um einmal mehr vor Überdosierungen von Vitamin D bei Babys zu warnen. Denn laut der AkdÄ würden entsprechende Fälle häufiger gemeldet, auch bei Erwachsenen und vor allem im Zusammenhang mit der Einnahme von Vitamin D3.
Vitamin D3 – Colecalciferol – gehört zu den wichtigsten Vertretern der fettlöslichen D-Vitamine und ist essentiell für die Knochengesundheit. Denn das Sonnenvitamin unterstützt unter anderem die Knochen in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und kann über die Haut bei Sonnenbestrahlung selbst gebildet werden. Etwa 80 bis 90 Prozent können in der Regel über die körpereigene Bildung abgedeckt werden.
Vitamin D zur Rachitisprophylaxe
Die Einnahme von Vitamin D zur Rachitisprophylaxe wird bei Säuglingen in der Regel bis zum zweiten erlebten Sommer ihres Lebens empfohlen. Zugeführt werden sollen dabei laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und Diabetologie (DGKED) 500 I.E. Vitamin D/Tag, um der Entstehung einer Rachitis, eine Störung des Knochenstoffwechsels, die zu einer ungenügenden Mineralisation und Demineralisation der Knochen führt, vorzubeugen. Von der Erkrankung sind meist Kinder betroffen, im Erwachsenenalter ist von einer Osteomalazie die Rede.
„Die wünschenswerte Vitamin-D-Gesamtaufnahme (aus sonnenlichtabhängiger, körpereigener Synthese sowie enteraler Aufnahme) für Kinder ab dem Alter von einem Jahr, Jugendliche und Erwachsene beträgt 600–800 IE/Tag“, heißt es zudem in einer gemeinsamen Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin und der DGKED.
Zur Rachitisprophylaxe stehen Arzneimittel mit Vitamin D in Form von öligen Tropfen oder Tabletten zur Verfügung. Letztere sollen auf einem Löffel mit Wasser – mitunter auch in Tee oder Milch – aufgelöst und direkt in den Mund gegeben werden, während die Tropfen einem Löffel Milch oder Brei zugegeben werden können.
Übrigens: Auch eine kombinierte Gabe von Vitamin D und Fluorid (unter Beachtung des Fluoridgehaltes des Trink-/Mineralwassers) kann angezeigt sein, um neben einer Rachitis auch Karies vorzubeugen.
Vitamin D für Babys: Überdosierungen vermeiden
Die Expert:innen weisen jedoch darauf hin, dass entsprechende Arzneimittel von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) mit dem Sonnenvitamin abzugrenzen sind, die sich oftmals in Aufmachung oder sogar dem Namen ähneln. Und genau hier liegt der AkdÄ zufolge auch das Problem. „Aufgrund der Verpackung (Pipettenflaschen) und der Bewerbung als ,natürliches Produkt‘ ohne Risiken, ist die Gefahr einer Überdosierung dieser Produkte bei Säuglingen und Kindern besonders hoch“, heißt es. Denn oftmals enthalten die Präparate Vitamin D-Dosierungen, die für Babys nicht geeignet sind.
„Es ist zu beachten, dass NEM mit Vitamin D nicht zur Rachitisprophylaxe bei Säuglingen und Kleinkindern indiziert sind“, lautet daher der Appell. Mehr noch: Die Expert:innen warnen insbesondere vor der Verabreichung von flüssigen Darreichungsformen – sowohl bei NEM als auch Arzneimitteln mit Vitamin D. Der Grund: mögliche Überdosierungen. „Flüssige Vitamin-D-Arzneimittel sollten nur dann zur Rachitisprophylaxe bei Säuglingen und Kleinkindern eingesetzt werden, wenn die Einhaltung der vorgesehenen Dosierung sichergestellt ist.“
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