Vitamin B12-Präparate: „Ungenügend“ für Apothekenmarke
Die Nachfrage nach Vitamin B12-Präparaten ist groß – auch weil immer mehr Menschen auf tierische Lebensmittel verzichten. Ein Mangel an Vitamin B12 scheint vorprogrammiert, wenn nicht substituiert wird, denn Cobalamin ist fast nur in tierischen Produkten enthalten. Ob und welche B12-Präparate zu empfehlen sind, beantwortet Öko-Test.
Vitamin B12 ist für die Blutbildung, die Zellteilung und die Nervenfunktion wichtig. Gespeichert wird das Vitamin in der Leber. 2 bis 5 mg können dort gespeichert sein – ein Grund, warum sich ein Vitamin B12-Mangel erst nach einigen Jahren bemerkbar machen kann. Betroffene leiden unter unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Blässe oder Kribbeln sowie Taubheitsgefühlen. Wird ein Mangel nicht behandelt, können Schädigungen des Nervensystems – neurologischer und psychiatrischer Natur – die Folgen sein und in einer Demenz enden.
Der Tagesbedarf liegt gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene bei 4 µg. Schwangere und Stillende haben mit 4,5 µg beziehungsweise 5,5 µg einen Mehrbedarf.
Vitamin B12 wird im Dickdarm von Bakterien gebildet, allerdings kann der menschliche Körper die Menge nicht ausreichend verwerten. Um den Bedarf zu decken, ist die richtige Ernährung entscheidend. Die pH-abhängige Resorption erfolgt über den Intrinsic Faktor. Das Glykoprotein bildet mit Vitamin B12, das aus der Nahrung aufgenommen wird, einen Komplex und ermöglicht so dessen Resorption. Außerdem werden einige Arzneimittel mit einem B12-Mangel in Verbindung gebracht – darunter Metformin und Protonenpumpenhemmer.
B12-Präparate: Arzneimittel haben die Nase vorn
Öko-Test hat 29 Vitamin B12-Präparate genauer unter die Lupe genommen – darunter drei rezeptfreie sowie apothekenpflichtige und ein frei verkäufliches traditionelles Arzneimittel (Vitasprint) sowie ein Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke und Nahrungsergänzungsmittel (Vitamin B12 Loges 1.000 μg Kapseln). Die Produkte im Test wurden begutachtet und Studien gesichtet. Außerdem wurden die Vitamin B12-Gehalte analysiert und mit der Angabe auf dem Etikett abgeglichen. Achtung, Spoiler: Nicht alle Präparate halten, was sie versprechen. Ein Augenmerk lag auch auf den sonstigen Zutaten, vor allem auf jenen, die von den Expert:innen als bedenklich und/oder umstritten eingestuft werden. Dazu gehören Titandioxid, BHT oder Propylparaben.
Die Nase vorn in puncto belegter Wirksamkeit haben die drei apothekenpflichtigen Arzneimittel sowie die Vitamin B12-Kapseln von Loges. „Sehr gut“ lautet das Gesamtergebnis für B12 Asmedic Tropfen und Vitamin B12 Loges 1.000 μg Kapseln. B12-Tabletten von Ankermann und Ratiopharm werden mit „gut“ bewertet. Beide Präparate enthalten Titandioxid. In Lebensmitteln ist das Weißpigment in der EU seit August 2022 verboten, in Arzneimittel jedoch noch nicht. Titandioxid steht im Verdacht, das Erbgut zu schädigen. „Wir werten Titandioxid ab, da es Beispiele gibt, die zeigen, dass Arzneimittelhersteller auf den umstrittenen Hilfsstoff verzichten können, ohne Zulassungs- oder Wirksamkeitsstudien zu riskieren“, erklärt Öko-Test.
„Ungenügend“ für Vitasprint
„Ungenügend“ lautet das Gesamtergebnis für Vitasprint. Die Trinkampullen sind als traditionelles Arzneimittel auf dem Markt. Aus Sicht von Öko-Test ist die Wirksamkeit jedoch „nicht ausreichend belegt.“ Dafür gibt es zwei Noten Abzug. „Als weiteren Mangel ziehen wir zwei Noten dafür ab, dass sich auf der Verpackung und dem Beipackzettel der Vitasprint B12 Trinkfläschchen kein Hinweis befindet, dass es bei veganem oder streng vegetarischem Ernährungsstil zu einem B12-Mangel kommen kann“, argumentiert Öko-Test.
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