Wenn Verhütung, dann Pille? Das hormonelle Kontrazeptivum ist noch immer das meistverwendete Verhütungsmittel. Das Kondom folgt knapp dahinter. Die Pille verliert jedoch Nutzerinnen, denn vor allem jüngere Frauen stehen hormonellen Verhütungsmethoden aufgrund von möglichen Nebenwirkungen kritisch gegenüber. Stiftung Warentest hat sich Verhütungsmittel – Pille, Spirale und Co. – genauer angeschaut und stuft nur 58 der 141 Mittel als geeignet ein.
Die Arzneimittelexpert:innen von Stiftung Warentest haben 141 Verhütungsmittel genauer unter die Lupe genommen: Pille, Spirale, Pflaster, Dreimonatsspritze, Implantat und Vaginalring. Den Großteil machen die mehr als 100 Antibabypillen aus.
Verhütungsmittel: Pille ist nicht gleich Pille
Stiftung Warentest stuft Verhütungspräparate mit einem geringen Estrogenanteil und den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat als „geeignet“ ein. Die Expert:innen verweisen auf das erhöhte Thromboserisiko einiger Pillen. Entscheidend ist die Gestagen-Komponente: Drospirenon, Gestoden oder Desogestrel wird im Vergleich zu Kombipräparaten mit Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat ein höheres Thromboserisiko zugesprochen.
Ein noch geringeres Thromboserisiko haben Minipillen mit Levonorgestrel. Es gibt allerdings einen Haken: Bei der Einnahme ist Disziplin gefragt. Der maximale Abstand zwischen den Gaben von 27 Stunden darf nicht überschritten werden.
Spirale: Zuverlässig mit und ohne Hormon
An der Wirksamkeit von Hormon- und Kupferspiralen gibt es nichts zu kritisieren. Intrauterinpessare wirken laut Stiftung Warentest zuverlässig und langfristig und erhöhen das Thromboserisiko nicht. Die Präparate sind vor allem für Mütter geeignet. Warum? Weil von Spiralen ein erhöhtes Risiko für Beckenentzündungen ausgeht, die die Fruchtbarkeit beeinflussen kann.
Dreimontasspritze: Als Verhütungsmittel nicht für jede Frau geeignet
Die Dreimonatsspritze enthält Medroxyprogesteron. Wie der Name sagt, wird das Gestagen alle drei Monate injiziert – und zwar in den Po-Muskel, wo sich ein Depot bildet. Als Standardtherapie ist die Dreimonatsspritze laut Stiftung Warentest aber nicht geeignet. Warum? Das Thromboserisiko könne nicht abschließend bewertet werden. Außerdem könne das Arzneimittel die Knochendichte verringern. Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gebe: Wird die Verhütungsmethode abgesetzt und es besteht ein Kinderwunsch, könne es bei der Hälfte der Anwenderinnen etwa zehn Monate dauern, bis sie schwanger werden können. Das Fazit der Expert:innen: Die Dreimonatsspritze sollte zum Einsatz kommen, wenn keine andere Methode infrage komme.
Implantat nur wenig geeignet
Das Implantat mit dem Gestagen Etonorgestrel wird als Stäbchen in den Oberarm „eingepflanzt“. Überzeugen konnte die Verhütungsmethode die Expert:innen von Stiftung Warentest allerdings nicht. Warum? Weil zum einen das Thromboserisiko nicht abschließend bewertet werden könne und zum anderen, weil Implante mitunter schwer entfernt werden können, wenn sie nicht mehr an Ort und Stelle sitzen, wo sie „eingepflanzt“ wurden. So gab es Fälle, in denen das Implantat gewandert war.
Vaginalring und Pflaster: Wirksam wie die Pille bei höherem Risiko
Pflaster und Ring werden von den Expert:innen nur als „wenig geeignet“ eingestuft, denn die Verhütungsmethoden weisen ein höheres Thromboserisiko als die Pille auf. Pflaster können außerdem die Haut reizen und Vaginalringe Scheidenentzündungen verursachen.
Verhütungsmittel: Besser hormonfrei?
Wenn hormonfrei, dann empfiehlt Stiftung Warentest die sympto-thermale Methode. Sie ist die „sicherste, aber auch aufwendigste“ Verhütungsmethode, die ohne Hormone auskommt. Die Kalendermethode sei hingegen sehr unsicher. Schließlich unterliege auch ein regelmäßiger Zyklus Schwankungen.
Verhütung ist Frauensache
Im Laufe des Lebens ändert sich das Verhütungsverhalten. Sexuell aktive Personen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren verzeichnen mit 56 Prozent den größten Anteil an Pillennutzerinnen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Dezember 2018 hervor. Insgesamt 992 sexuell aktive Frauen und Männer im Alter von 18 bis 49 Jahren haben an der Studie teilgenommen. Die Pille (47 Prozent) und das Kondom (46 Prozent) sind und bleiben die wichtigsten Verhütungsmittel. Dennoch gibt es eine Entwicklung beim Verhütungsverhalten. Der Anteil der Pillennutzerinnen sinkt im Vergleich zum Jahr 2011 um 6 Prozentpunkte. Das Kondom verzeichnet hingegen einen Anstieg um 9 Prozent.
Welche Verhütungsmethode für wen geeignet ist, ist eine individuelle Entscheidung. Es sollten aber auch Alter und Vorerkranken berücksichtigt werden. Wenn du mit Diaphragma oder Portiokappe hormonfrei verhüten willst, solltest du unseren PTA IN LOVE-podcast mit Andrea Dietter-Schnellen – Hebamme, Heilpraktikerin und beim Feministischen Frauengesundheitszentrum in Berlin aktiv – nicht verpassen.
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