Verhütung: Welche Kontrazeptiva erhöhen Herz-Kreislauf-Risiko?
Pille, Spirale, Drei-Monats-Spritze, Diaphragma oder doch Kondom: Die Auswahl an Methoden zur Schwangerschaftsverhütung ist groß. Je nach Verhütungsmittel ergeben sich dabei verschiedene Vor- und Nachteile. Dass einige Kontrazeptiva das Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen können, zeigt eine Studie.
Vor allem Hormon-basierte Verhütungsmethoden wie die Pille oder Hormonspiralen stehen immer wieder in der Kritik, denn die Sorge vor möglichen negativen Auswirkungen auf Körper und Seele ist mitunter groß, wie zuletzt eine Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gezeigt hat.
Dennoch gehören diese weiterhin zu den meistgenutzten Kontrazeptiva. Das gilt besonders für die Pille. Doch diese kann nicht nur das Risiko für Thrombosen erhöhen, sondern auch für kardiovaskuläre Ereignisse, wie Forschende aus Dänemark nun bei einer Untersuchung verschiedener Verhütungsmittel herausgefunden haben. Während die Gefahr für das Auftreten eines Herzinfarkts und/oder Schlaganfalls unter der Pille – sowohl unter kombinierten oralen Kontrazeptiva als auch unter der Minipille – erhöht ist, gehören Hormonspiralen nicht zu den hormonellen Kontrazeptiva, die mit einem verstärkten Herz-Kreislauf-Risiko verbunden sind.
Orale Kontrazeptiva verfolgen in Abhängigkeit von Art und Dosierung ein dreifaches Wirkprinzip. Der Eisprung wird verhindert, der Zervixschleim so zäh, dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können und die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist nicht möglich. Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) enthalten synthetische Östrogene, die neben ihrer Wirkung auf die Ausbildung von Milchdrüsen, Brust und Gebärmutter auch allgemeine Wirkungen auf den Stoffwechsel haben und die Bildung der Knochenmatrix fördern, sowie Gestagene, die dem körpereigenen Progesteron ähneln und vor allem für die weiblichen Geschlechtsorgane wichtig sind. Sogenannte Minipillen beinhalten nur Gestagene.
Intrauterinsysteme – Hormonspiralen – enthalten Gestagene wie Levonorgestrel, die stetig in kleinen Mengen an die Gebärmutter abgegeben werden. Die Folgen: Der Zervixschleim am Gebärmutterhals wird verdickt, der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut vermindert und die Befruchtung der Eizelle verhindert.
Pille und Co.: Erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko durch Kontrazeptiva
In ihrer Studie haben Forschende des Nordsjaellands Hospital Hilleroed den Zusammenhang zwischen der Anwendung hormoneller Verhütungsmittel und dem kardiovaskulären Risiko untersucht. Überprüft wurde dabei die Nutzung von
- KOK,
- Minipillen,
- Vaginalringen,
- transdermalen Pflastern,
- Intrauterinsystemen,
- subkutanen Implantaten und
- intramuskulären Injektionen (Drei-Monats-Spritzen)
bei rund zwei Millionen dänischen Frauen zwischen 15 und 49 Jahren. Im Untersuchungszeitraum von 1996 bis 2021 kam es zu 4.730 Schlaganfällen und 2.072 Herzinfarkten.
Wurden keine hormonellen Kontrazeptiva genutzt, lag die Rate bei 18 und 8 Fällen pro 100.000 Frauen. Unter KOK fiel diese mit 39 und 18 pro 100.000 Teilnehmerinnen mehr als doppelt so hoch aus. „Die Risikoschätzungen zeigten leichte Unterschiede je nach Östrogendosis, deuteten jedoch auf ähnliche Wirkungen bei verschiedenen Arten von Gestagenen in der Pille hin“, so die Forschenden. Auch die Minipille gehört zu den Kontrazeptiva, die das Herz-Kreislauf-Risiko mitunter deutlich erhöhen kann – 33 und 13 Fälle pro 100.000 Frauen. Und auch Verhütungspflaster, -spritzen und -implantate sorgten für eine mitunter deutliche Erhöhung der Raten.
Dagegen zeigte sich unter Hormonspiralen kaum eine Veränderung. „Das Levonorgestrel freisetzende Intrauterinsystem war das einzige hormonelle Verhütungsmittel, bei dem kein erhöhtes Risiko festgestellt wurde, was diese Option für die Herz-Kreislauf-Gesundheit sicherer machte“, heißt es weiter.
Bei der Wahl der Verhütungsmethode sollte daher stets eine gründliche Nutzen-Risiko-Analyse durchgeführt werden. Denn: Hormonelle Kontrazeptiva stehen auch in Verdacht, Brustkrebs zu fördern.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
L-Thyroxin und Semaglutid: Das droht bei gleichzeitiger Anwendung
Levothyroxin (L-Thyroxin) gehört zu den Mitteln der Wahl bei Schilddrüsenpatient:innen. Doch in Kombination mit verschiedenen anderen Arznei- sowie Lebensmitteln ist …
Kisqali: Update zu Lagerung und Haltbarkeit
Bei Kisqali 200 mg (Ribociclib, Novartis) gibt es Änderungen der Lagerungsbedingungen und der Haltbarkeit. Die Anpassung steht im zeitlichen Zusammenhang …
Erythromycin und Warfarin: Achtung, Wirkverstärkung
Werden Patient:innen mit Vitamin-K-Antagonisten behandelt, ist in Kombi mit verschiedenen anderen Wirkstoffen Vorsicht geboten. Denn es drohen Wechselwirkungen. Ein Beispiel …