Wer mit der Pille verhütet, nimmt sie oft jeden Tag zur gleichen Zeit ein. Auf Reisen kommt dieser Rhythmus mitunter durcheinander. Worauf müssen Frauen achten, um den Empfängnisschutz nicht zu gefährden?
Bei Reisen mit größerer Zeitverschiebung sollten Frauen, die mit der Pille verhüten, deren Einnahmezeiten im Blick haben. Fernreisen sind wegen der Corona-Pandemie zwar oft nur eingeschränkt möglich. Dennoch ist es gut zu wissen, was es zu beachten gibt, wenn eine Reise in Länder wie Thailand, Kuba oder Australien ansteht.
Ist die Zeitverschiebung immer ein Problem?
Das kommt auf die Art der Pille an. Enthält das Präparat ein Östrogen und ein Gestagen (Kombi-Pille), sei eine Einnahme auf Reisen immer zur gleichen Tageszeit selbst dann unproblematisch, wenn es sich um eine Zeitverschiebung von zwölf Stunden handelt, erklärt Gynäkologe Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Als Richtschnur können sich Frauen hier also merken: Mehr als 36 Stunden sollten nicht zwischen den Einnahmen liegen. Damit das Zeitintervall gleich bleibt, stellen dem Experten zufolge viele Frauen während so einer Reise den Einnahmezeitpunkt von morgens auf abends um oder umgekehrt. Sein Rat: Wird das mit der Berechnung der Einnahmezeitpunkte zu kompliziert, sollte man die Intervalle lieber ein- oder zweimal verkürzen, als sie zu verlängern.
Bei welchen Pillenpräparaten ist mehr Vorsicht geboten?
Bei Pillen, die nur ein Gestagen enthalten (Mini-Pille). Albring erläutert: Enthalten Pillen nur das Gestagen Levonorgestrel, „vertragen“ sie lediglich eine Zeitverzögerung um maximal drei Stunden – statt 24 Stunden dürfen also maximal 27 Stunden Abstand zwischen den Einnahmen liegen. Bei Pillen, die das Gestagen Desogestrel oder Drospirenon enthalten, sei eine einmalige Verschiebung um maximal zwölf Stunden möglich.
„Wurde das jeweilige Zeitintervall überschritten, so ist die Verhütung von Schwangerschaften nicht mehr gegeben“, so Albring, „und das Paar sollte sich mit Kondomen oder anders schützen.“
Woran liegt das? Reine Gestagenpillen verhinderten den Eisprung nicht zuverlässig, sondern machten den Schleimpfropf im Gebärmutterhals sehr fest und undurchdringlich für die Spermien, erklärt Albring. „Dafür braucht es aber einen gleichmäßigen Gestagenspiegel im Blut.“ Wenn das Gestagen nur geringfügig abfällt, ist der Schleim demnach nicht mehr so fest. Die Folge: Spermien könnten hindurchdringen. Albring: „Wenn gleichzeitig auch noch ein Eisprung stattfindet, kann es leicht zu einer unerwünschten Schwangerschaft kommen.“
Was ist zu tun, wenn das Intervall nicht eingehalten werden kann? Dann sollten Frauen eine „Zwischen-Pille“ einnehmen, um den Empfängnisschutz nicht zu gefährden – und zwar zwölf Stunden nach der letzten Einnahme, rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Portal „familienplanung.de“. Vor Ort setzt man die Einnahme dann zur gewohnten Uhrzeit fort. Wer also die Pille immer um 9 Uhr morgens nimmt, nimmt sie nach der Zwischen-Pille auch am Urlaubsort weiter um 9 Uhr (Ortszeit) ein.
Bei einem Präparat mit Östrogen und Gestagen könnten Frauen die letzte Pille aus der Packung gegebenenfalls als Zwischen-Pille einnehmen und dafür einen Tag früher mit der Einnahme aufhören und die siebentägige Pause beginnen, so Frauenarzt Albring. Bei reinen Gestagen-Pillen nehmen sie die letzte Pille aus dem Blister als Zwischen-Pille und machen mit der neuen Packung ohne Pause weiter.
Hintergrund: Während die Mini-Pille ohne Pause täglich eingenommen wird, erfolgt bei der Kombi-Pille normalerweise die Einnahme 21 Tage am Stück – dann ist eine Woche Pause.
Sollten Frauen eine Reservepackung im Gepäck haben?
Das sei immer sinnvoll, findet Albring. Idealerweise lagert sie an einem anderen Ort als die Packung, die gerade in Gebrauch ist – falls ein Gepäckstück verloren geht. Unter Umständen ist das gewohnte Pillenpräparat im Ausland nämlich nicht erhältlich, so die BZgA. Zudem ist es mit Blick auf mögliche Magen-Darm-Krankheiten wichtig, eine Reserve dabei zu haben. Erbricht man etwa kurz nach der Einnahme der Pille, sollte der Brechreiz abgewartet werden und später noch eine weitere Pille eingenommen werden, rät Albring. Bei einem mehrtägigen Durchfall könne es passieren, dass nur noch wenig von dem Arzneimittel ins Blut aufgenommen werde, so der Frauenarzt. „Ab dem zweiten Tag mit Durchfall muss davon ausgegangen werden, dass die Verhütung nicht mehr funktioniert.“ Die Pille sollte dann zwar trotzdem ganz normal weiter genommen werden, damit es nicht zu einer Abbruchblutung kommt, rät Albring. Zur Verhütung müssten dennoch zusätzlich Kondome verwendet werden.
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