Das Psychopharmakon Lithium gehört unter anderem zu den Mitteln der Wahl bei der Therapie einer bipolaren Störung. Doch wird Lithium zusammen mit Diuretika angewendet, heißt es Augen auf. Denn es besteht Vergiftungsgefahr.
Lithium besitzt antimanische, antidepressive, antipsychotische und antisuizidale Eigenschaften. Der Wirkstoff kommt in Form von Lithiumsalzen wie Lithiumcarbonat unter anderem zur Prophylaxe einer bipolaren affektiven Störung und Episoden einer Major Depression zum Einsatz – gegebenenfalls in Kombi mit Neuroleptika, sowie zur Behandlung bestimmter akuter Depressionen oder chronischem Cluster-Kopfschmerz. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Angenommen wird jedoch eine Aktivierung der Natriumkanäle, wodurch die Aufnahme und Freisetzung von Neurotransmittern wie Noradrenalin und Serotonin beeinflusst werden. Möglich scheint auch eine regulierende Funktion an den Membranen der Nervenzellen, bedingt durch die chemische Ähnlichkeit von Lithium mit Kalium und Natrium.
Diuretika haben eine harntreibende, entwässernde und blutdrucksenkende Wirkung. Sie finden zur Behandlung von Hypertonie, Herzinsuffizienz und Ödemen Anwendung. Ihre Wirkung basiert auf einer Verstärkung der Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten über den Harn, weshalb sie mitunter auch zur schnellen Gewichtsabnahme missbraucht werden. Unterschieden wird unter anderem zwischen Schleifen-, Thiazid-, Thiazid-ähnlichen sowie kaliumsparenden Diuretika.
Lithium und Diuretika: Das Problem
Lithium wird unverändert über die Nieren ausgeschieden. Die therapeutische Konzentration von Lithium im Blutspiegel liegt zwischen 0,5 und 1,2 mmol/l. Steigt der Wert an, drohen Vergiftungssymptome wie Polyurie, Durchfall, Erbrechen, Dehydratation, Muskelschwäche, Müdigkeit, Verwirrtheit, Schwindel und Co. Ab Konzentrationen von 3 bis 3,5 mmol/l besteht sogar Lebensgefahr. In Kombination mit einigen Diuretika wie Spironolacton kann die Ausscheidung jedoch verzögert werden, wodurch die Serumkonzentration steigt.
Dagegen ist bei anderen Diuretika wie Carboanhydrasehemmern oder Osmotischen Diuretika wie Mannitol Vorsicht geboten, weil sie die Lithiumausscheidung ankurbeln und somit zu einer zu niedrigen Konzentration im Serum führen können.
Die Lösung: Vor der gleichzeitigen Einnahme ist Arztrücksprache zu halten und die Kombination sollte nur erfolgen, wenn keine andere Option infrage kommt. Dabei ist es wichtig, den Lithiumspiegel im Blut regelmäßig zu kontrollieren. Unter Umständen ist ein Wechsel zu einem anderen Blutdrucksenker angezeigt. Allerdings ist auch bei ACE-Hemmern in Kombination mit Lithium Vorsicht geboten. Denn Wirkstoffe wie Ramipril oder Enalapril können die Ausscheidung von Lithium ebenfalls verzögern, sodass sich der Plasmaspiegel erhöhen kann.
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