Vegane Arzneimittel: (k)ein Problem?
Der Januar steht ganz im Zeichen der guten Vorsätze. Dabei spielt auch die Ernährung häufig eine Rolle. So möchten viele Menschen beispielsweise auf tierische Produkte verzichten. Stichwort Veganismus. Bei veganen Arzneimitteln kann es jedoch knifflig werden.
Bereits vor mehr als zehn Jahren wurde „Veganuary“ ins Leben gerufen. Das Ziel der Organisation: Den veganen Lebensstil fördern und möglichst viele Menschen dazu bewegen, nicht nur im ersten Monat des Jahres, sondern auch langfristig auf tierische Produkte zu verzichten.
Neben dem Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte und Co. kommt auch der Wunsch nach veganen Arzneimitteln ins Spiel. Doch dabei kann es mitunter knifflig werden. Denn: „Tierfreie Arzneimittel sind selten, die Kennzeichnung teils unklar“, wie in der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ kritisiert wird.
Vegane Arzneimittel: Auf Wirk- und Hilfsstoffe achten
Das Problem: Während viele Wirkstoffe inzwischen biotechnologisch gewonnen oder gentechnisch hergestellt werden können, sind vor allem Hilfsstoffe wie Gelatine, Lactose oder Wollwachs tierischen Ursprungs. Zwar wächst die Nachfrage nach veganen Arzneimitteln laut dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie weiter, doch technologische Vorteile, die traditionelle Nutzung und Kostenfaktoren seien Gründe für die Verwendung von tierischen Stoffen. Da vegane Alternativen zudem mitunter fehlen oder der Ersatz von tierischen Bestandteilen laut Pharma Deutschland mit einem hohen Aufwand verbunden sein kann – beispielsweise, weil Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsstudien neu durchgeführt werden müssten –, ist folglich nur ein kleiner Teil der hierzulande verfügbaren Arzneimittel vegan.
Hinzukommt der Aspekt der Tierversuche. Diese sind in der EU für die Zulassung von Arzneimitteln vorgeschrieben. Hier kommen Generika ins Spiel, bei denen auf Tierversuche verzichtet werden kann. Daneben kann ein Wechsel der Darreichungsform – beispielsweise Saft anstelle von Kapseln oder Tabletten – infrage kommen, um tierische Bestandteile wie Gelatine zu vermeiden.
Nicht vegan: Arzneimittel nicht auf eigene Faust ablehnen
Um ein entsprechendes Präparat zu finden, das für den veganen Lebensstil geeignet ist, ist daher die Beratung in der Apotheke unverzichtbar, so der Appell. Denn: Während Nahrungsergänzungsmittel meist klar als vegetarisch oder vegan gekennzeichnet sind, könnten entsprechende Aussagen bei Arzneimitteln als werblich angesehen und somit die Absicht einer Verkaufsförderung unterstellt werden, was nicht zulässig ist, wird Pharma Deutschland im Bericht zitiert.
Somit heißt es wachsam sein. Kommen beispielsweise Stearate wie Magnesiumstearat als Hilfsstoffe zum Einsatz, können diese sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein. Eine entsprechende Kennzeichnung erfolgt jedoch nicht immer. Auf eigene Faust auf die Einnahme eines verordneten Arzneimittels zu verzichten, weil dies nicht vegan ist, ist jedoch keine Option. Stattdessen gelte es, die eigenen Überzeugungen gegen die Gesundheit abzuwägen.
Übrigens: Während einige Veganer:innen tierische Produkte komplett ablehnen, verzichten andere lediglich auf solche, für die Tiere zu Schaden kommen, sodass bestimmte Bestandteile in Arzneimitteln für sie unproblematisch sein können. Dies gilt es in der Beratung abzuklären.
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