Die Vektorvirenimpfstoffe von Johnson & Johnson sowie AstraZeneca sollen laut STIKO-Empfehlung hierzulande hauptsächlich an Personen ab 60 Jahren verimpft werden. Denn im Zusammenhang mit der Impfung kam es zu Fällen von Thrombosen mit Thrombozytopenien. Nun haben deutsche Forscher:innen womöglich die Thrombose-Ursache dafür gefunden.
Bereits kurz nach dem Auftreten der ersten Fälle von Thrombosen nach der Vaxzevria-Immunisierung hatten Wissenschaftler:innen der Universität Greifswald den Mechanismus entschlüsselt. Ob der Impfstoff selbst, der Vektor oder eine unspezifische Reaktion des Körpers Auslöser für die Antikörperreaktion ist, konnte jedoch nicht festgestellt werden. Hier seien weitere Untersuchungen nötig, hieß es im März von Immunologe Professor Andreas Greinacher und seinem Team. Nun haben Forscher:innen der Universität Ulm und der Goethe-Universität Frankfurt anhand einer Studie neue Erkenntnisse gewonnen und wollen die Thrombose-Ursache gefunden haben. Mehr noch: Dadurch könnten die Impfstoffe nun entsprechend modifiziert werden, um ein künftiges Auftreten zu verhindern. Die Ergebnisse sind zunächst als Preprint veröffentlicht worden und müssen nun noch weiter überprüft werden.
Mutationen des Spike-Proteins als Thrombose-Ursache?
Aber von vorn: Im Rahmen ihrer Untersuchung haben sich die Wissenschaftler:innen mithilfe von Computerprogrammen und Algorithmen dem Spike-Protein von SARS-CoV-2 gewidmet. Die Vektorvirenimpfstoffe Vaxzevria und Covid-19 Vaccine Janssen enthalten den genetischen Code dafür. Dabei haben sie festgestellt, dass das Problem beziehungsweise die Thrombose-Ursache offenbar beim Transport des Codes für das Spike-Protein in die Zelle liegt. Denn dieser gelangt bei den vektorbasierten Impfstoffen durch den Einsatz der enthaltenen Adenoviren in den Zellkern, anstatt nur in die Zellflüssigkeit. Damit erfolgt der „Nachbau“ der Spike-Proteine von SARS-CoV-2 direkt in der Zelle. Beim Trennen der Protein-Bestandteile können sich jedoch Mutationen bilden, die wiederum der Auslöser für Blutgerinnsel sein können. Denn diese können nicht an die Zellmembran andocken, gelangen folglich aus der Zelle in den Körper und binden teilweise an andere Enzyme.
Dieser Vorgang im Körper ähnelt den Forscher:innen zufolge den thromboembolischen Effekten einer Corona-Infektion. Folglich haben die Expert:innen sogar einen Namen für das Phänomen: Vaccine-Induced Covid-19 Mimicry. Das bedeutet, dass der Körper nach der Vektor-Impfung die Effekte einer Covid-19-Erkrankung nachahmt. Folglich kann es zu Blutgerinnseln beziehungsweise den vermehrt festgestellten Sinusvenenthrombosen kommen.
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