Urolithiasis: HCT schützt nicht vor Rezidiven
Etwa 5 Prozent der Bürger:innen leiden hierzulande an Urolithiasis. Bei rund der Hälfte der Betroffenen bleibt es jedoch nicht bei einem einmaligen Auftreten. Zur Vorbeugung kommen Thiaziddiuretika wie Hydrochlorothiazid (HCT) zum Einsatz. Doch offenbar schützt HCT bei Urolithiasis nicht vor Rezidiven, zeigen neue Studienergebnisse.
Urolithiasis kann sich im gesamten Bereich der Harnwege – Nierenbecken, Harnleiter, Blase und Harnröhre – bilden. Die Steine entstehen, wenn im Urin gelöste Mineralien Kristalle bilden, die sich immer weiter aufschichten und somit größer werden. Je nach chemischer Zusammensetzung wird unterschieden in Oxalat-, Phosphat- und Uratsteine. Urolithiasis tritt meist bei Erwachsenen zwischen 30 und 60 Jahren auf, kann jedoch generell in jedem Alter vorkommen. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen.
Ursache für die Entstehung ist meist eine übermäßige Calciumkonzentration im Urin. Und hier kommen Thiaziddiuretika wie HCT ins Spiel. Denn sie verringern den Calciumgehalt und werden daher seit Jahren zur Vorbeugung von Nierensteinrückfällen eingesetzt. Doch offenbar, ohne den gewünschten Effekt zu erzielen. Demnach schützt HCT bei Urolithiasis nicht vor Rezidiven.
HCT hemmt reversibel den Natrium-Chlorid-Cotransporter im distalen Tubulus, was zu einer Ausscheidung von Natrium samt Lösungswasser führt. Der Natrium-Kalium-Austausch führt zudem zu einer gesteigerten Kaliumausscheidung. Zudem kommt es bei einer längerfristigen Behandlung zu einer verminderten Ausscheidung von Calcium über die Nieren. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehört unter anderem eine Hyperkalziämie, die von Müdigkeit, Depression, Arrhythmien, Knochenschmerzen oder Muskelschwäche gekennzeichnet ist.
Urolithiasis-Behandlung: HCT ohne vorbeugenden Effekt?
„Die Wirksamkeit von Thiaziden wurde in mehreren kleinen Studien getestet. Leider haben sich diese als methodisch mangelhaft herausgestellt, was ihre Aussagekraft in Zweifel zieht“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Inselspitals, Universitätsspital Bern, und der Universität Bern. Forschende beider Einrichtungen haben in einer placebokontrollierten, doppelblinden Studie die Wirkung von HCT bei Urolithiasis in Bezug auf die Ausbildung von Rezidiven genauer untersucht.
Während ein Teil der Proband:innen mit Urolithiasis ein Placebo erhielt, bekam der andere Teil täglich HCT in unterschiedlichen Dosen – 12,5 mg, 25 mg oder 50 mg. Nach einer Beobachtungszeit von rund drei Jahren wurde überprüft, bei wie vielen Teilnehmer:innen sich erneut Nierensteine ausgebildet hatten. Das Ergebnis: In allen vier Gruppen zeigten sich bei bis zu rund 60 Prozent der Patient:innen Rezidive. Somit blieb der vorbeugende Effekt von HCT aus. Zwar wiesen die HCT-Patient:innen einen geringeren Calciumgehalt im Urin auf, allerdings nahm bei ihnen auch der Citratgehalt ab, der wiederum laut den Autor:innen zu den wichtigsten Hemmer der Steinbildung zählt. Das Nierensteinrisiko blieb damit unverändert.
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