Seit mehr als einem Jahr sind Arzneimittel mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Ozempic (Semaglutid, NovoNordisk) und Co. knapp. Eine Verbesserung ist weiterhin nicht in Sicht, wie es in einem Update vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) heißt. Es gebe jedoch eine „dynamische Entwicklung“.
Die Engpässe bei Ozempic und Co. halten an. Wie das BfArM aktuell informiert, habe die „eingeschränkte Verfügbarkeit der Diabetesmedikamente mit einem Wirkstoff der Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten“ nach wie vor Bestand. Die Expert:innen stehen in engem Kontakt mit den Zulassungsinhabern, die die weltweit gestiegene Nachfrage weiterhin nicht decken können. Denn vor allem zur Adipositasbehandlung – konkret im Off-Label-Use als „Fett-weg-Spritze“ – erfreuen sich Ozempic und Co. wachsender Beliebtheit.
Doch auch wenn die Unternehmen bereits Maßnahmen zur Produktionserweiterung ergriffen hätten, konnte bisher keine „flächendeckende bedarfsgerechte und kontinuierliche Verfügbarkeit“ wiederhergestellt werden. Daher haben die bereits im Frühjahr 2023 ausgesprochenen Empfehlungen zur Sicherstellung der Versorgung von Diabetiker:innen, darunter Verordnungen nur in der Indikation Typ-2-Diabetes und keine Abgabe bei Arztausweis, unverändert Bestand. Das BfArM berichtet angesichts der Engpässe bei Ozempic und Co. jedoch zugleich von „einer dynamischen Entwicklung“.
„Krisenmeeting“ zu Engpässen bei Ozempic und Co.
In einem sogenannten „Multistakeholder-Workshop“ der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) beschäftigt sich nun außerdem eine Expertengruppe mit den Engpässen bei Ozempic und Co. Am Montag, 1. Juli, treffen sich demnach Vertreter:innen aller relevanten Parteien und Interessengruppen, um unter anderem
- die Bedürfnisse und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verknappung von GLP-1-Rezeptor-Agonisten zu klären,
- sich über die ergriffenen Maßnahmen zur Abschwächung der Engpässe auszutauschen und deren Koordination zu verbessern ,
- neue Lösungswege zur Verhinderung weiterer Engpässe zu finden sowie
- Kernbotschaften für die Kommunikation mit den Zielgruppen (darunter auch die Patient:innen) zu vereinbaren.
Denn klar ist: Die bisher ergriffenen Maßnahmen auf nationaler sowie auf EU-Ebene zur Bekämpfung der Engpässe genügen nicht. Daher braucht es weitere Aktivitäten, um das Problem einzudämmen beziehungsweise auch langfristig zu lösen. Die EMA trägt gemäß EU-Vorschrift die Verantwortung für das Management von Engpässen auf EU-Ebene. Konkret soll die Exekutiv-Lenkungsgruppe für Arzneimittelknappheit und Arzneimittelsicherheit (Executive Steering Group on Shortages and Safety of Medicinal Products) zu deren Lösung beitragen. Diese sei sich „der Komplexität dieser Mangelsituation und der Tatsache, dass sie viele Parteien und Interessenvertreter betrifft, die jeweils unterschiedliche Interessen haben und vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen, bewusst.“ Daher solle an einer gemeinsamen Lösung gearbeitet werden.
Bereits im Vorfeld des Meetings informierte die EMA in einem Pressestatement erneut über die anhaltenden Engpässe und entsprechende Maßnahmen zu deren Bekämpfung. So sollte unter anderem die Bewerbung entsprechender Arzneimittel beziehungsweise die dafür getroffenen Aussagen von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Auch ihre Warnung vor gefälschten Präparaten wiederholten die Expert:innen.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Ersatzkassen-Rabattvertrag: 9 von 14 Antibiotika aus Europa
Gemäß Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) müssen bei Rabattausschreibungen über Antibiotika auch Unternehmen berücksichtigt werden, deren Wirkstoffproduktion in der EU und …
Kinderkrankentage: Verringert Teilzeit den Anspruch?
Sowohl in diesem als auch im kommen Jahr können berufstätige Eltern jeweils bis zu 15 Kinderkrankentage beanspruchen. Ihr Gehalt bekommen …
Diamorphin: Zugang zu „Heroin“ auf Rezept soll erleichtert werden
Diamorphin kommt in der Substitutionstherapie zum Einsatz. Seit 2009 gibt es das „Heroin“ auf Rezept. Seitdem ist die Zahl der …