Per Telefonkonferenz tagte am 13. Mai 2020 der Jour Fixe zum Thema „Liefer- und Versorgungsengpässe“. Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Kurzprotokoll mitteilt, stelle sich in der Fläche die Versorgungslage mit Arzneimitteln – sowohl in Apotheken als auch in Kliniken – generell leicht entspannt dar.
Die getroffenen Maßnahmen und die sinkende Zahl der zu behandelnden Covid-19-Patienten hätten insbesondere dazu beigetragen, dass sich die Versorgungslage mit Arzneimitteln generell leicht entspanne. „Dennoch gibt es auch weiterhin versorgungsrelevante Lieferengpässe von Arzneimitteln, die für die Behandlung von Covid-19 Patient*innen benötigt werden“, so das BfArM. Dies spiegele sich in der Liste der bei der Behörde gemeldeten Lieferengpässe wider.
Versorgungslage entspannt: Ordnungsgemäße Versorgung möglich
Der überwiegende Teil der Covid-19-Patienten werde auf Normalstationen behandelt. Daher prüfe das BfArM, ob zusätzlich zum Monitoring des Arzneimittelbedarfs auf den Intensivstationen auch die Normalstationen überwacht werden sollten.
Außerdem prüfe das Bundesgesundheitsministerium (BMG) derzeit, ob und gegebenenfalls wie eine erweiterte Bevorratung in den Kliniken durch eine weitere Eilverordnung positiv beeinflusst werden könnte. Die geplante „Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung“ (MedBVSV) befinde sich in der fortgeschrittenen internen Abstimmung.
Die Transportsituation innerhalb Europas habe sich weitgehend normalisiert, so die Behörde. Dies habe zur Folge, dass auch der Großhandel wieder kontinuierlich beliefert werden könne und sich die Versorgung der Apotheken in dieser Beziehung verbessere.
Engpässe bei Schutzkleidung und Desinfektion behoben
In den vergangenen Sitzungen des Jour Fixe standen Engpässe bei Schutzkleidung und Desinfektion immer wieder auf der Tagesordnung. Diese konnten behoben werden. Aktuell sei eine GMP-konforme Herstellung gesichert und es würden keine diesbezüglichen Produktionsausfälle erwartet.
Produktion in Indien kritisch bewertet
Schon beim letzten Jour Fixe haben die Experten die Lage in Indien bewertet. „Die Produktions- und Liefersituation in und aus Indien ist weiterhin unklar (Ausgangssperren, Exportprobleme)“, hieß es dazu im Kurzprotokoll zum Jour Fixe. Im Blick hatten die Teilnehmer auch Engpässe im ambulanten Bereich. Hier „ist die Versorgung unter anderem mit Metformin angespannt“. Auch in der vergangenen Woche blickten die Experten nach Indien. „Die Produktion in Indien wird aufgrund des dortigen Lockdowns weiterhin kritisch bewertet und muss engmaschig beobachtet werden.“ Aber aktuell scheinen sich hierzulande noch keine Lieferengpässe niederzuschlagen. „Es gehen aber bereits vermehrt Anfragen beim BfArM ein.“
Keine Auffälligkeiten bei Hydroxychloroquin und Paracetamol
Die Experten warfen im Rahmen der Telko auch einen Blick auf die Verordnungszahlen bei Paracetamol und Hydroxychloroquin. Diese zeigen derzeit keine Auffälligkeiten. Die Empfehlung des BfArM, Hydroxychloroquin nur noch in der zugelassenen Indikation im ambulanten Bereich zu verordnen, zeigte bereits zum Zeitpunkt des letzten Jour Fixe Wirkung. „Die Verordnungszahlen sind in den letzten Tagen wieder deutlich zurückgegangen. Ebenso haben sich die Werte bei Paracetamol wieder normalisiert“, hieß es.
Engpässe in Sicht?
Auch wenn sich die Versorgungslage insgesamt entspannt hat, stehen vor allem Wirkstoffe im Fokus, die auf den Intensivstationen benötigt werden. Um Engpässe zu überbrücken, hätten Kliniken den Bedarf durch Eigenherstellung decken können. „Es wird von allen betont, dass die Eigenherstellung durch Klinken nur als ad hoc-Maßnahme zu verstehen ist und eine ordnungsgemäße Versorgung mit Fertigarzneimitteln der Regelfall sein muss.“
Die Versorgungssituation mit Epirubicin und Doxorubicin werde sich in der nächsten Zeit wieder deutlich verbessern. Grund ist eine GMP-Zertifizierung einer Herstellungsstätte in Deutschland.
Der Jour Fixe zum Thema „Liefer- und Versorgungsengpässe“ werde aufgrund der „aktuellen Gesamtsituation“ nur noch im Vierwochenrhythmus tagen. Dass haben die Teilnehmer vereinbart, die sich zuvor im Zweiwochenrhythmus trafen. Allerdings hat das BfArM die Möglichkeit, bei Bedarf zu einer ad-hoc-Besprechung zu laden.
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