Die typische Erkältungszeit steht bald bevor. Viele Familien haben noch vor Augen, wie schwierig manche Kinderarzneimittel im Winter 2022 zu bekommen waren. Drohen nun wieder Nachschubprobleme?
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will weitere Vorkehrungen gegen mögliche neue Engpässe im Herbst und Winter bei Kinderarzneimitteln treffen. Bei einem Treffen am Donnerstag in Berlin soll darüber mit Vertreterinnen und Vertretern von Ärzt:innen, Apotheken und Pharmabranche beraten werden. Dabei soll es darum gehen, die Versorgungslage zu analysieren und zu verbessern. Der SPD-Politiker hatte bereits darauf hingewiesen, dass für Antibiotika und weitere relevante Mittel „eine angespannte Versorgungssituation“ entstehen könnte. Im vergangenen Winter waren nach einer Infektwelle Probleme bei Lieferungen unter anderem von Fieber- und Hustensäften eskaliert.
Lauterbach warnte davor, Panik zu schüren. „Wir werden deutlich besser dastehen“, versicherte der SPD-Politiker am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“ mit Blick auf den vergangenen Winter. „Die Hersteller arbeiten 24/7, die Produktion wird deutlich größer sein.“ Man sei seit Monaten mit den Produzenten in Kontakt. Er rief vor dem Treffen zu konstruktiver Zusammenarbeit auf. Der Minister warnte davor, Honorarkämpfe von Seiten der Apotheker mit der Verbesserung der Versorgung zu vermischen.
Der FDP-Gesundheitspolitiker Lars Lindemann mahnte eine breitere Beteiligung der Arzneimittelhersteller und Pharmaverbände an. Nur mit Erleichterungen beim Austausch von Präparaten für Apotheken werde eine belastbare Lösung nicht möglich sein. „Die Probleme liegen tiefer und sind nicht nur in der Distribution begründet.“
Mit Blick auf die nahende Erkältungssaison hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereits eine „Dringlichkeitsliste“ mit gut 30 Kinderpräparaten veröffentlicht, die von den Akteuren mit höchster Priorität beschafft werden sollten. Darauf stehen mehrere Antibiotika, Nasentropfen, fiebersenkende und schmerzlindernde Säfte und Zäpfchen. Lauterbach hatte die Pharmabranche um Einschätzungen zu verfügbaren Mengen und den Bereitstellungskosten gebeten.
Im Blick steht vor allem eine schnelle, kurzfristige Vorsorge. Um Medikamente besonders für Kinder generell besser abzusichern, war Ende Juli bereits ein Anti-Engpass-Gesetz in Kraft getreten. Es macht als Sicherheitspuffer Vorräte von mehreren Monatsmengen für vielgenutzte Mittel zur Pflicht. Preisregeln sollen gelockert werden, um Lieferungen nach Deutschland für Hersteller lohnender zu machen. Das Gesetz brauche aber Zeit, um zu wirken, erläuterte Lauterbach.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin mahnte kürzlich, die Versorgung von Kindern „winterfest“ zu machen. Man teile die Sorge, das sich Engpässe in der bevorstehenden Infektsaison wiederholen könnten. Der produktions- und liefertechnisch bedingte Mangel an kindgerechten Antibiotika, Fiebersäften und anderen Mitteln stelle eine erhebliche Belastung für Eltern, Praxen, Apotheken und Kliniken dar. Das jüngst beschlossene Gesetz sei ein guter Schritt, müsse aber durch kurzfristig wirksame Maßnahmen begleitet werden.
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