Dass Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimitteln mitunter schwerwiegende Folgen haben können, ist bekannt. Dazu zählt auch die Kombination aus Metamizol und Ibuprofen. Denn diese kann sogar tödlich enden. Stichwort Leberversagen.
Das Universitätsklinikum Münster (UKM) berichtet über einen Todesfall unter der Kombination aus Metamizol und Ibuprofen. Ein ansonsten gesunder 50-jähriger Patient habe demnach in der Selbstmedikation rund eine Woche lang aufgrund von Muskelschmerzen das Metamizol-haltige Präparat Novalgin (Sanofi) eingenommen. Zur weiteren Schmerzlinderung wurden zusätzlich Ibuprofen-Tabletten angewendet – beide Präparate in korrekter Dosierung, wie die Ärzt:innen bestätigen. Dennoch kam es zu einer tödlichen Wechselwirkung. Genau entwickelte der Patient ein akutes Leberversagen, das letztlich zum Tod führte.
Ibuprofen gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 und somit die Prostaglandinbildung. Der Wirkstoff kommt bei leichten bis mäßig starken Schmerzen zum Einsatz. Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene nehmen als Einzeldosis 200 bis 400 mg, die Tageshöchstdosis liegt bei 1.200 mg Ibuprofen.
Metamizol ist ein nicht-opioides Pyrazolonderivat und besitzt analgetische, antipyretische und spasmolytische Eigenschaften. Der Wirkstoff kommt bei akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen, bei Koliken, Tumorschmerzen und sonstigen akuten oder chronisch starken Schmerzen zum Einsatz. Außerdem wird Metamizol bei hohem Fieber angewendet, wenn andere Maßnahmen nicht ansprechen. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht eindeutig geklärt. Der schmerzlindernde Effekt wird jedoch auf eine Hemmung der Cyclooxygenase COX-3 zurückgeführt.
Metamizol und Ibuprofen: Tödliches Leberversagen
Die genauen Hintergründe für den Tod durch die Kombination aus Metamizol und Ibuprofen durch Leberversagen lassen sich laut UKM rückwirkend nicht mehr eindeutig identifizieren. Die Ärzt:innen weisen jedoch darauf hin, dass beide Wirkstoffe auch allein angewendet bei bestimmten Patient:innen zu Leberkomplikationen führen können und dass sich durch die gleichzeitige Einnahme zusätzlich verstärkende Wechselwirkungen ergeben können.
Bei Metamizol wird schon seit Längerem vor möglichen Leberschäden im Zusammenhang mit der Einnahme gewarnt. Die Rede ist von einer drug-induced liver injury (DILI) – sprich einem arzneimittelbedingten Leberschaden. Zwar ist der Pathomechanismus weiterhin nicht eindeutig geklärt, die verfügbaren Daten weisen jedoch auf einen immun-allergischen Pathomechanismus hin, der zwar generell selten auftritt, die genaue Häufigkeit kann jedoch nicht berechnet werden.
Und auch unter Ibuprofen können Leberschäden entstehen. Denn der Wirkstoff wird über die Leber metabolisiert. Laut Fach- und Gebrauchsinformationen treten Leberfunktionsstörungen, Leberschäden, Leberversagen und akute Hepatitis als Nebenwirkungen unter Ibuprofen sehr selten – sprich in < 1/10.000 Fällen – auf. Allerdings wird bei einer länger andauernden Gabe auf eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte hingewiesen. Zudem sollten Patient:innen bei bereits vorliegenden eingeschränkter Leberfunktion Ibuprofen-haltige Arzneimittel nur unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle und bei schweren Leberfunktionsstörungen gar nicht anwenden.
Das UKM appelliert einmal mehr an Patient:innen, bereits bei ersten Anzeichen einer Leberfunktionsstörung ärztlichen Rat einzuholen, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Denn die Dynamik eines Leberversagens lasse sich allgemein nur schwer einschätzen. Zu den Symptomen gehören unter anderem Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schwäche, Übelkeit, Erbrechen, Beschwerden im rechten Oberbauch, dunkler Urin, gelbe Haut oder Skleren.
Übrigens: Metamizol und ASS sollten mit zeitlichem Abstand eingenommen werden.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …
Nicht wirksam: Keine Erkältungskombis mit Phenylephrin?
Leiden Kund:innen unter Erkältungsbeschwerden wie verstopfter Nase und Co., kommen unter anderem Erkältungskombis zum Einsatz. Dabei wird häufig auf Phenylephrin …
Versorgungsmangel: Diamorphin knapp
Für Diamorphin-haltige Arzneimittel zur Herstellung einer Injektionslösung, die unter anderem im Rahmen der Substitutionstherapie zum Einsatz kommen, besteht ein Versorgungsmangel. …