Tinnitus und Hörverlust: Corona-Infektion als Ursache?
Eine Covid-19-Infektion kann von Person zu Person unterschiedlich verlaufen. Während manche Betroffene die Erkrankung überhaupt nicht wahrnehmen, leiden andere unter schweren Symptomen. Letztere sind dabei sehr vielfältig. Wie Forscher:innen nun herausfanden, kann eine Corona-Infektion sogar zu Hörverlust führen.
Fieber, Atemnot, fehlender Geruchs- und Geschmackssinn, Abgeschlagenheit – dies sind nur einige Symptome, die im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion auftreten können. Bei einigen Menschen verlaufen die Begleiterscheinungen vergleichsweise mild, bei anderen dagegen schwer. Hinzu kommen Patient:innen, die über bisher unbekannte Symptome klagen. Dazu gehören offenbar auch Tinnitus und Hörverlust, die durch eine Corona-Infektion verursacht wurden. Zu diesem Schluss kommen britische Forscher:innen, die sich damit in einer Untersuchung beschäftigt haben.
Hörverlust durch Corona-Infektion: Forscherteam untersucht Zusammenhang
Wissenschaftler:innen der University of Manchester und des NIHR Manchester Biomedical Research Centre haben überprüft, inwiefern sich ein Zusammenhang zwischen Hörproblemen und einer Covid-19-Erkrankung feststellen lässt. Denn bereits 2020 konnte ein internationales Forscherteam aufzeigen, dass sich die Beschwerden von vielen Tinnitus-Patient:innen durch Corona offenbar verstärkt hatten. Eine weitere Untersuchung aus Deutschland bestätigte dies. Für ihre Metaanalyse zogen die britischen Wissenschaftler:innen daher Untersuchungsergebnisse von insgesamt 56 Studien heran und verglichen sie. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im International Journal of Audiology.
Ihr Fazit: In 7,6 Prozent der Fälle ließ sich mit einer Corona-Infektion auch ein Hörverlust feststellen. Demgegenüber klagten sogar rund doppelt so viele Patient:innen (14,8 Prozent) über einen neu auftretenden oder sich verschlimmernden Tinnitus. Bei allen Betroffenen traten die Symptome nicht unmittelbar, sondern eher als Langzeitfolgen auf. Wie genau sich der Zusammenhang erklären lässt, ist laut den Studienautor:innen bisher noch nicht klar.
Das Problem: Die herangezogenen Daten basieren auf Patientenfragebögen, entsprechende Hörtests wurden bei den Untersuchungen nicht eingesetzt. Dennoch betrachten die Studienverantwortlichen ihre Ergebnisse als ersten Schritt. „Obwohl Vorsicht geboten ist, hoffen wir, dass diese Studie das Gewicht der wissenschaftlichen Beweise erhöht, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Covid-19 und Hörproblemen gibt“, betont Studienautor Ibrahim Almufarrij. Um valide Aussagen über den Zusammenhang treffen zu können, brauche es weitere Daten „einer sorgfältig durchgeführten klinischen und diagnostischen Studie, um die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf das auditorische System zu verstehen“, erklärt Mitautor Kevin Munro.
Er habe im Vorfeld der Untersuchung zahlreiche Nachrichten von Patient:innen erhalten, die über Hörprobleme nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion klagten. Für ihn Grund genug, dies genauer zu untersuchen, um festzustellen, „ob die Veränderungen des Gehörs direkt auf COVID-19 zurückzuführen sind oder auf andere Faktoren.“ Daher arbeitet Munro derzeit an einer eigenen umfassenden Studie dazu.
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