Thaumatin ist ein Pflanzenprotein und kommt als natürlicher Süßstoff zum Einsatz. Doch der Pflanzenstoff besitzt laut Forschenden einen weiteren Effekt. So kann der Süßstoff auch als Entzündungshemmer wirken.
Forschende des Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München (TMU) haben die Wirkung von Thaumatin genauer unter die Lupe genommen. Konkret ging es um die Frage, wie sich der natürliche Süßstoff bei der Verdauung verhält. Dabei zeigte sich: Thaumatin besitzt einen entzündungshemmenden Effekt. Demnach entstehen beim Verdauen des Pflanzenstoffs – ähnlich wie bei bitter schmeckenden Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln – bittere Peptide im Magen. Diese können wiederum die Säureproduktion und -freisetzung der Magenzellen stimulieren und so Entzündungsreaktionen beeinflussen.
Anhand von verschiedenen Analysen an Schweinen, in-vitro- und Geschmackstests konnten drei verschiedene solcher Peptide identifiziert werden. Alle drei führten in einem Testsystem aus einer menschlichen Magenzelllinie (HGT-1-Zellen) zu einer Stimulation der Magensäureproduktion. Dafür genügten zudem bereits kleinste Mengen.
Thaumatin kommt in der westafrikanischen Katemfe-Frucht vor und besitzt neben seinem süßenden auch einen geschmacksverstärkenden Effekt. Die Süßkraft des Pflanzenstoffs ist etwa 1.600-mal höher als bei Saccharose, verringert sich jedoch durch das Erhitzen. Thaumatin ist in der EU als Süßstoff zugelassen (E 957) und kommt in Lebensmitteln und Getränken zum Einsatz.
Süßstoff wirkt als Entzündungshemmer
In einem zweiten Schritt haben die Forschenden überprüft, wie sich der festgestellte entzündungshemmende Effekt von Thaumatin auf die Magenzellen auswirkt, wenn Proteine des Bakteriums Helicobacter pylori zugesetzt werden. Letztere führten in der Untersuchung zu einer erhöhten Freisetzung von entzündungsförderndem Interleukin 17A. Doch die entsprechenden Thaumatin-Peptide konnten deren Anteil deutlich verringern, genau um knapp 90 Prozent.
Helicobacter pylori ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium, das durch eine Schädigung der Schleimhaut Entzündungen und Geschwüre im Magen-Darm-Trakt hervorrufen kann. Ein Großteil der Menschen infiziert sich im Laufe des Lebens mit dem Bakterium, das im sauren Milieu des Magens überleben kann.
Demnach könnte der Süßstoff als Entzündungshemmer wirken und somit als neue Therapieoption ins Spiel kommen. „Die in unserer Studie getesteten Peptidkonzentrationen basieren auf realistischen Konzentrationen, die durch den Verzehr einer handelsüblichen Süßstofftablette im Magen erreicht werden können. Daher legen unsere Ergebnisse nahe, das entzündungshemmende Potenzial von Thaumatin beziehungsweise seiner bitteren Verdauungsprodukte ebenso wie die Funktionen endogener Bitterrezeptoren weiter zu untersuchen“, heißt es in einer Pressemitteilung der TMU.
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