Bei der Einnahme von Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist mitunter Vorsicht geboten, um die Gesundheit von Mutter und ungeborenem Kind nicht zu gefährden. Ob das Risiko für Fehlbildungen unter Tetracyclinen in der Schwangerschaft erhöht ist, zeigt eine neue Studie.
Generell gilt: Sofern diese gemäß dem Krankheitsbild notwendig ist, beispielsweise aufgrund einer bakteriellen Infektion, sollte auf eine Antibiotikagabe auch in der Schwangerschaft nicht verzichtet werden. Andernfalls drohen gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind. Doch nicht alle Antibiotika eignen sich für Schwangere gleichermaßen. Denn mitunter drohen unter der Anwendung ebenfalls Risiken. Ob die Einnahme von Tetracyclinen in der Schwangerschaft das Risiko für Fehlbildungen beim Kind erhöht, haben Forschende überprüft und geben Entwarnung.
Tetracycline besitzen bakteriostatische Eigenschaften gegen grampositive und gramnegative Bakterien und ein breites Indikationsspektrum. So kommen die Wirkstoffe unter anderem bei Atemwegs- sowie HNO-Infekten, Borreliose, Akne oder auch Magen-Darm-Infektionen, Geschlechtskrankheiten und Cholera zum Einsatz. Der Wirkmechanismus beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese. So verhindern die Wirkstoffe eine Bindung von Aminoacyl-tRNA an die Untereinheit von Ribosomen und damit eine Verlängerung der Peptidkette. Zu den Tetracyclinen gehören neben Tetracyclin auch Doxycyclin, Minocyclin und Tigecyclin. Als Nebenwirkung drohen unter anderem Zahnverfärbungen.
Die Studie
Forschende aus Schweden haben untersucht, wie sich die Gabe von Tetracyclinen in der Schwangerschaft auf die Gesundheit des ungeborenen Kindes auswirkt. Genau ging es um eine Exposition im ersten Trimenon und das mögliche Risiko von Fehlbildungen beim Kind. Dafür wurden Daten von knapp 70.000 Kindern, die zwischen 2006 und 2018 geboren wurden, herangezogen, von denen 6.340 während des ersten Schwangerschaftsdrittels Tetracyclinen ausgesetzt waren. Dies wurde anhand von eingelösten Verschreibungen in einem Zeitraum vom Tag der letzten Periode bis zum 97. Schwangerschaftstag ermittelt. Berücksichtigt wurden dabei Doxycyclin, Lymecyclin, Tetracyclin und Oxytetracyclin.
Kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen unter Tetracyclinen
Das Ergebnis: Haben die Mütter im ersten Trimenon einen Wirkstoff aus der Gruppe der Tetracycline angewendet, wiesen die Kinder nicht signifikant häufiger Fehlbildungen auf. Genau gab es keine Unterschiede in der Häufigkeit schwerer Fehlbildungen – angeborene strukturelle Veränderungen, die oftmals medizinische Eingriffe erfordern – zwischen Kindern mit und ohne Tetracyclin-Exposition.
Allerdings wurde ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Anomalien des Nervensystems sowie Augenanomalien festgestellt. „Obwohl die Tetracyclin-Exposition im ersten Trimester nicht mit einem erhöhten Risiko schwerer angeborener Fehlbildungen verbunden war, sind dennoch umfangreichere Studien erforderlich, um das Risiko mehrerer Fehlbildungsuntergruppen und einzelner Fehlbildungen auszuschließen“, lautet daher das Fazit der Forschenden.
Achtung: Ab dem zweiten Trimenon wird von der Einnahme entsprechender Präparate abgeraten, um mögliche, damit in Verbindung stehende Nebenwirkungen wie Entwicklungsstörungen des Skeletts, Zahnhypoplasien und irreversiblen Zahnverfärbungen zu vermeiden. Zudem besteht während der Schwangerschaft die erhöhte Gefahr von Leberschäden unter Tetracyclin-Einnahme, heißt es in den Fachinformationen. Ab der 16. Schwangerschaftswoche sind die Wirkstoffe kontraindiziert.
Übrigens: Einige Antibiotika können Hauterkrankungen beim Kind begünstigen.
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