Während sich Apothekenmitarbeiter:innen über die Tariferhöhung freuen, fragen sich Chef:innen mitunter, ob sie sich das Gehaltsplus der Angestellten leisten können. aposcope hat die Antwort.
Rückwirkend zum 1. Januar 2022 haben sich Adexa und Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt. Apotheker:innen und PTA in Vollzeit erhalten 200 Euro brutto mehr pro Monat, bei den PKA ist das Plus größer. Doch können Chef:innen die Tariferhöhung finanziell stemmen? Oder droht Apotheken wegen dem gestiegenen Lohnniveau sogar die Schließung? Die Antwort liefert eine aktuelle aposcope-Befragung unter den Kolleg:innen.
Die Freude über das Gehaltsplus ist bei den Apothekenmitarbeiter:innen groß. Bei einigen Chef:innen sorgt die Tariferhöhung allerdings für Kopfzerbrechen – wer soll das bezahlen und wovon? „Viele Apotheken können eine Steigerung der Personalkosten nicht verkraften“, sagen drei Viertel der von aposcope befragten Inhaber:innen. Mehr noch: „Wenn das Lohnniveau des Apothekenpersonals um circa 10 Prozent steigt, werden viele Apotheken schließen.“ Der Aussage stimmen zwei Drittel der Inhaber:innen zu. Bei Apotheker:innen und PTA ist die Zustimmung mit knapp 33 Prozent beziehungsweise 19 Prozent geringer – ein Grund könnte sein, dass die Angestellten nicht befürchten, dass die Apotheke aufgrund der steigenden Personalkosten in eine finanzielle Schieflage geraten kann.
Allerdings dürfen sich nicht alle Apothekenangestellten über ein Gehaltsplus aufgrund der Tariferhöhung freuen. Anspruch besteht nur, wenn Angestellte in der Adexa und Arbeitgebende im ADA sind oder der Tarifvertrag im Arbeitsvertrag vereinbart wurde – die richtige Formulierung vorausgesetzt. Die apsocope-Befragung zeigt, dass sich der Tarifabschluss tendenziell auf durchschnittlich 77 Prozent der Arbeitsverträge im Tarifgebiet des ADA auswirkt, wenn der/die Chef:in ADA-Mitglied ist.
Im Tarifgebiet des ADA sind sich nahezu alle Angestellten einig, dass eine Tariferhöhung längst überfällig war. Auch mehr als die Hälfte der Inhaber:innen (56 Prozent) ist dieser Meinung. Dass die Tariferhöhung aufgrund der finanziellen Zusatzbelastungen der Pandemie um ein Jahr hätte verschoben werden müssen, können die befragten Angestellten (89 Prozent der PTA) und Chef:innen (59 Prozent) nicht bestätigen.
Hinweis zur Methodik: aposcope hat im Zeitraum vom 11. Januar 2022 bis 12. Januar 2022 insgesamt 302 Apotheker:innen und PTA zur Tariferhöhung befragt.
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