Tampons, Binden und Co.: Recht auf kostenlose Periodenprodukte?
Rund 20.000 Euro geben Menstruierende schätzungsweise im Durchschnitt ein Leben lang für Menstruationsartikel wie Tampons, Binden und Co. aus. Pro Jahr sind es mehr als 500 Euro. Für viele eine finanzielle Belastung. Stichwort Periodenarmut. In Schottland gilt seit einer Woche ein gesetzliches Recht auf kostenlose Periodenprodukte.
Die monatliche Blutung ist für viele Menstruierende nicht nur lästig und mitunter schmerzhaft, sondern auch kostspielig. Immerhin müssen entsprechende Hygieneartikel wie Tampons, Binden und Co. gekauft werden. Nachhaltigere Alternativen kommen zwar in Form von Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche. Trotzdem geht auch das ins Geld.
In Schottland greifen seit dem 15. August die Regelungen des „Period Products Act 2021“. Damit haben Menstruierende erstmals ein gesetzlich verankertes Recht auf kostenlose Periodenprodukte. Diese müssen unter anderem von Gemeinden sowie Bildungseinrichtungen verpflichtend zur Verfügung gestellt werden. Schottland ist das erste Land weltweit, das ein solches Recht für Mädchen, Frauen und Trans*-Personen durchsetzt, heißt es in einer Pressemitteilung der Regierung.
Gesetz regelt Recht auf kostenlose Periodenprodukte für alle
„Der Zugang zu kostenlosen Periodenprodukten ist von grundlegender Bedeutung für Gleichheit und Würde und beseitigt die finanziellen Barrieren für den Zugang zu ihnen. Dies ist in einer Zeit, in der die Menschen aufgrund der Lebenshaltungskostenkrise schwierige Entscheidungen treffen müssen, wichtiger denn je, und wir wollen niemanden in eine Lage bringen, in der er keinen Zugang zu Periodenprodukten hat“, heißt es von der schottischen Ministerin für soziale Gerechtigkeit Shona Robison.
Bereits seit 2017 investiere die Regierung in entsprechende finanzielle Mittel zur Umsetzung und seit 2018 können Schülerinnen und Studentinnen an Schulen und Unis kostenlose Periodenprodukte nutzen. Mit dem nun in Kraft getretenen Gesetz haben alle Menstruierenden einen gesetzlichen Anspruch darauf und die Bereitstellung wird für alle Mädchen, Frauen und Trans*-Personen Pflicht. Außerdem wurden die für Schulen verfügbaren Ressourcen zur Menstruationsgesundheit aufgestockt, eine aufklärende Website für Arbeitgebende eingerichtet und eine Anti-Stigma-Kampagne durchgeführt.
Wo genau die nächstgelegene Abholstelle für die Gratis-Tampons und Co. ist, kann in einer eigens eingerichteten App eingesehen werden, die vom Sozialunternehmen Hey Girls mit Unterstützung der schottischen Regierung eingeführt wurde. „Der Period Product Act zeigt, dass Schottland eine Vorreiterrolle spielt, indem es anerkennt, dass Periodenprodukte kein Luxus sind und für alle frei zugänglich sein sollten“, erklärt Hey Girls-Gründerin Celia Hodson.
Übrigens: Auch hierzulande bieten einige Städte bereits kostenlose Periodenprodukte für Menstruierende an, beispielsweise Dresden. Eine gesetzliche Grundlage gibt es dafür jedoch noch nicht. Seit rund zwei Jahren ist zudem die Mehrwertsteuer auf Artikel wie Tampons, Binden und Co. von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt worden.
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