Die Versorgungslage von Tamoxifen könnte sich bald entspannen. Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert, wurden inzwischen Importe für mehr als 5 Millionen Tabletten tamoxifenhaltiger Arzneimittel zu 20 mg gestattet. Im Mai sollen weitere 20 Millionen Tabletten hinzukommen.
In dieser Woche kam der Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe in einer Sondersitzung zusammen und informierte über den aktuellen Stand zum Versorgungsmangel bei Tamoxifen. Demnach wurden nach Gestattung der Landesbehörden mehr als fünf Millionen Tamoxifen-Tabletten zu je 20 mg importiert. Die Ware sei bereits im Markt angekommen beziehungsweise werde bis zum 15. März in Verkehr gebracht. Spätestens im Mai sollen nach derzeitiger Planung weitere 20 Millionen Tabletten in der Stärke 20 mg in Verkehr gebracht werden.
„Aufgrund der zugesicherten Lieferungen ist davon auszugehen, dass sich die Versorgungslage ab Mai 2022 deutlich entspannen wird“, so das BfArM.
Um die Versorgung der Patient:innen mit den zur Verfügung stehenden Tamoxifen-haltigen Arzneimitteln sicherstellen zu können, müssen die vom Beirat beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden. Ein wichtiger Punkt ist die Verordnung von kleineren Packungen zu 30 Tabletten und nicht wie üblich von 100 Stück. Nur so könne die Versorgung aller Patient:innen bis Mai 2022 gelingen. Würden Großpackungen (N3) für einzelne Patient:innen in den kommenden Wochen verordnet, könne dies dazu führen, dass die verfügbaren Arzneimittel bereits vor dem ersten Mai ungleichmäßig verteilt sein würden, so die Expert:innen.
„Mit den aktuell zur Verfügung stehenden Arzneimitteln kann die Versorgung aller Patientinnen und Patienten sichergestellt werden, wenn die vom Beirat in der 7. Sitzung beschlossenen Maßnahmen der konsequenten Verordnung und gleichmäßigen Abgabe von kleinen Packungsgrößen (30 Tabletten) anstatt der üblichen 100 Tabletten erfolgt.“
Diese Maßnahmen hat der Beirat beschlossen:
- Das BMG werde kurzfristig einen Versorgungsmangel nach § 79 Absatz 5 AMG bekanntgeben. Somit besteht die Möglichkeit, Ausnahmen von den Regelungen des AMG zu erlauben – darunter der Import tamoxifenhaltiger Arzneimittel.
- Die pharmazeutischen Unternehmer sollen ermitteln, ob und welche Arzneimittelkontingente für den deutschen Markt kurzfristig verfügbar gemacht werden können, ohne aber einen Versorgungsmangel in anderen Staaten zu erzeugen.
- Ärzt:innen sollen in den kommenden Monaten keine Rezepte für eine individuelle Bevorratung ausstellen.
- Je nach Verfügbarkeit können Ärzt:innen auch kleinere Packungsgrößen oder mit einer geringeren Stärke verordnen. „Der GKV-Spitzenverband wird die Krankenkassen informieren und empfehlen, dass in dem Zeitraum des Lieferengpasses diese Arzneimittel von den Krankenkassen den Apotheken erstattet und diese ärztlichen Verschreibungen nicht in die Wirtschaftlichkeitsprüfungen einbezogen werden sollen“, informiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
- Die pharmazeutischen Unternehmer sollen prüfen, wann nach einer vorgezogenen Produktion die Versorgung wieder bedarfsgerecht möglich ist. Nach derzeitigem Kenntnisstand könnten die nachproduzierten Arzneimittel bereits Ende April 2022 zur Verfügung stehen.
- Das BfArM informiert die Öffentlichkeit über die jeweils aktuelle Situation auf seiner Homepage.
- Die Fachgesellschaften haben aktuelle Therapieempfehlungen zu Tamoxifen und möglichen Alternativen veröffentlicht.
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