Tageszeit entscheidend: Inhalative Kortikosteroide besser nachmittags?
Glucocorticoide wie Mometason, Beclometason und Co. gehören zu den Mitteln der Wahl in der Asthmabehandlung – meist zur inhalativen Anwendung. Doch dabei ist die Tageszeit entscheidend, zeigt eine aktuelle Studie. So sollten inhalative Kortikosteroide am besten nachmittags angewendet werden.
In einer Studie haben Forschende der Universität von Manchester untersucht, ob und wie sich die Effekte einer Asthmabehandlung mit inhalativen Kortikosteroiden je nach Tageszeit unterscheiden. Genau nutzten die Teilnehmenden, die alle an leichtem bis mittelschweren Asthma bronchiale litten, Beclometason über jeweils 28 Tage zu folgenden Zeiten:
- einmal täglich 400 µg zwischen 8 Uhr und 9 Uhr
- einmal täglich 400 µg zwischen 15 Uhr und 16 Uhr
- zweimal täglich je 200 µg zwischen 8 Uhr und 9 Uhr sowie zwischen 20 Uhr und 21 Uhr
Dabei zeigte sich: Wurden inhalative Kortikosteroide nachmittags angewendet, war die nächtliche Lungenfunktion besser als zu anderen Tageszeiten.
Glucocorticoide – auch Kortikosteroide – gibt es zur oralen, dermalen und inhalativen Therapie. Die Wirkstoffe sind vom körpereigenen Cortisol, das in der Nebennierenrinde produziert wird, abgeleitet. Glucocorticoide besitzen entzündungshemmende, immunsuppressive und antiallergische Eigenschaften und unterliegen dem zirkadianen Rhythmus – die maximale Produktion erfolgt in den Morgenstunden, während die Produktion in der Nacht nur minimal ist.
Bessere Lungenfunktion: Inhalative Kortikosteroide nachmittags anwenden
Konkret konnte eine nächtliche Verschlechterung der Symptome bei einer Nutzung zwischen 15 und 16 Uhr am effektivsten unterdrückt werden. So erhöhte sich unter anderem das Ausatemvolumen bei der nachmittäglichen Anwendung im Vergleich zur morgendlichen Nutzung im Median um 170 ml, im Vergleich zur zweimal täglichen Gabe um 60 ml.
Der Grund: Asthma weist laut den Autor:innen einen ausgeprägten Tagesrhythmus auf, wobei Atemwegsobstruktionen und Atemwegsentzündungen über Nacht ihren Höhepunkt erreichen. Außerdem mutmaßen sie, dass die entzündliche Kaskade vor allem am Nachmittag einsetzt, wodurch diese bei einer Inhalation zu diesem Zeitpunkt direkt abgeschwächt wird. Denn: Zugleich sei die Glucocorticoid-Sensitivität am Nachmittag erhöht. Nachmittags angewendet könnten inhalative Kortikosteroide somit besser wirken.
Probleme bei der Therapietreue
Die Forschenden sehen darin einen wichtigen Schritt, um die Behandlung von Asthma-Erkrankungen mittels inhalativer Kortikosteroide zu optimieren und Nebenwirkungen zu verringern. Die Rede ist von einer sogenannten Chronotherapie, der Anpassung des Anwendungszeitpunkts an die biologischen Rhythmen einer Krankheit.
Doch es wurde auch deutlich, dass alle Anwendungszeitpunkte die Asthmakontrolle verbesserten und zudem den Stickstoffmonoxidgehalt in der Ausatemluft sowie die Serum-Cortisolspiegel reduzieren konnten. Hinzukommt, dass in der Untersuchung lediglich Patient:innen mit leichtem bis mittelschweren Asthma bronchiale über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum beobachtet wurden, wodurch nicht klar ist, ob sich dies auch auf andere Betroffene übertragen lässt. Zudem merken die Autor:innen an, dass viele Patient:innen bereits Probleme mit der Therapietreue hätten, was durch Vorgabe eines festen Anwendungszeitpunktes (nachmittags) für inhalative Kortikosteroide noch verstärkt werden könnte.
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