Wer kennt es nicht: Kaum geht es um Sex und alles, was damit zusammenhängt, fühlen sich viele Kund:innen peinlich berührt oder schämen sich. Denn sexuelle Gesundheit ist noch immer ein Tabuthema. Dabei gehört die Apotheke zu den wichtigsten Anlaufstellen. Zum heutigen Tag der sexuellen Gesundheit lautet das Ziel daher: Das Thema aus der Tabu-Ecke holen.
Was bedeutet sexuelle Gesundheit?
Unter dem Begriff sexuelle Gesundheit wird nicht nur das Fehlen von Krankheiten – sexuell übertragbaren Infektionen (STI) – oder einer sexuellen Dysfunktion verstanden. Vielmehr geht es „um das ganzheitliche Wohlbefinden“, stellt die Deutsche STI-Gesellschaft klar, und zwar körperlich, emotional, mental und sozial. „Dazu zählen die Freiheit von sexuellem Zwang, Missbrauch und sexueller Gewalt sowie der Genuss von Sexualität. Der Schutz vor Erkrankung (Prävention) im Zusammenhang mit dem Sexualleben muss möglich und entsprechende Behandlungs- und Beratungsangebote erreichbar sein.“ Und hier kommen unter anderem Apotheken ins Spiel.
STI werden von Bakterien, Viren oder Pilzen verursacht und vor allem beim Geschlechtsverkehr – Vaginal-, Anal- und Oralsex – übertragen. Bei einigen Erregern wie Pilzen und Chlamydien ist auch eine Übertragung als Schmierinfektion möglich. Wie viele Menschen hierzulande betroffen sind, lässt sich kaum ermitteln, da Erkrankungen wie Gonorrhöe, Chlamydien- und HPV-Infektionen nicht meldepflichtig sind.
Symptome ernst nehmen und abklären
„Sexuelle Erkrankungen können Jede und Jeden treffen, so wie wir uns über Bakterien oder Viren mit Schnupfen oder einer Grippe anstecken“, heißt es vom Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) anlässlich des Welttags der sexuellen Gesundheit. Daher sei es wichtig, öffentlich darüber zu informieren, wie man sich und Partner:innen davor schützen kann.
Hinzu kommt: Die Symptome einer STI sind nicht immer eindeutig. „Betroffene haben beispielsweise Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen oder auch Ausfluss. Manchmal tritt leichtes Fieber, Schmerzen im Unterbauch oder eine Schwellung der Lymphknoten auf. Oft wird dahinter zuerst sowas wie ein Blaseninfekt oder eine vaginale Pilzinfektion vermutet.“ Umso wichtiger sei es, dies abzuklären, und zwar schnell und ohne Scham. In der Apotheke sind daher vor allem zwei Dinge gefragt: Diskretion und Fingerspitzengefühl. So sollten betroffene Kund:innen beispielsweise zur weiteren Beratung in einen abgetrennten Bereich geführt werden, um sie vor neugierigen Ohrne und Augen zu schützen.
Klagen Kund:innen über Symptome wie Jucken, Brennen und Co. im Genitalbereich, solltest du an eine Arztpraxis verweisen, um Diagnose und Behandlung abzuklären. Liegt tatsächlich eine STI vor, müssen nicht nur Betroffene selbst, sondern auch ihre Sexualpartner:innen informiert und behandelt werden, um weitere Ansteckungen zu vermeiden.
„Der Welttag für sexuelle Gesundheit ist ein guter Anlass, um sowohl die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren, Diskriminierung entgegenzuwirken, Präventionsmaßnahmen zu proklamieren, als auch auf politischer Ebene Gehör für Verbesserungsvorschläge unseres Versorgungsangebotes zu finden“ erklärt Professor Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft.
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