Der Wirkstoff Finasterid findet bei Männern in verschiedenen Indikationen und Darreichungsformen Anwendung. Ob unter der Behandlung mit Finasterid Suizidgedanken und/oder -handlungen auftreten, wird nun von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) überprüft.
Finasterid ist ein 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, der in der Dosierung zu 5 mg zur Behandlung und Kontrolle der benignen Prostata-Hyperplasie (BPH) eingesetzt wird. Außerdem findet der Wirkstoff bei Haarausfall (androgenetischer Alopezie) Anwendung, und zwar in der Stärke zu 1 mg. Finasterid hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT).
Dass unter dem Wirkstoff Nebenwirkungen wie Depressionen, Schlaflosigkeit und verringerte Libido drohen können, ist bekannt. Bereits im Frühjahr hatte die britische Regulierungsbehörde für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte (MHRA) eine erneute Warnung ausgesprochen, da sich die Zahl der gemeldeten unerwünschten Wirkungen unter Finasterid gehäuft hatte – zumindest bei oral eingenommenen Präparaten.
Nun hat der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der EMA auf Antrag Frankreichs eine Untersuchung in Bezug auf mögliche Suizidgedanken im Zusammenhang mit Finasterid gestartet.
Übrigens: Für einige Finasterid-haltige Arzneimittel zur oralen Anwendung wie Propecia (Organon) und Proscar (MSD) wurden die Fach- und Gebrauchsinformationen bereits um Selbstmordgedanken als mögliche Nebenwirkungen ergänzt.
Vermehrte Suizidgedanken unter Finasterid?
Überprüft wird, ob Arzneimittel mit dem Wirkstoff Finasterid verstärkt Suizidgedanken hervorrufen. Hintergrund sind Hinweise auf suizidale Gedanken oder Handlungen unter der Medikation, wie die Expert:innen betonen. Auch der Wirkstoff Dutasterid, der in Form von Kapseln ebenfalls bei BPH Anwendung findet, wird im Hinblick auf das Auftreten von Selbstmordgedanken untersucht.
„Während der Überprüfung wird der PRAC alle verfügbaren Daten auswerten, die einen Zusammenhang zwischen Finasterid und Dutasterid und Suizidgedanken und -verhalten belegen. Außerdem wird er die Auswirkungen von Suizidgedanken und -verhalten auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis dieser Arzneimittel bewerten und dabei die Erkrankungen berücksichtigen, die mit ihnen behandelt werden“, heißt es von den Expert:innen.
Auf Basis der Ergebnisse soll dann eine Empfehlung darüber abgegeben werden, ob die Zulassungen für diese Arzneimittel in der gesamten EU bestehen bleiben, geändert, ausgesetzt oder widerrufen werden sollten.
In der Indikation zur Besserung des Haarwuchses zählt Finasterid zu den Lifestyle-Arzneimitteln, bei deren Anwendung eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht, wie in § 34 Absatz 1 Satz 7 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch geregelt ist. Somit werden die Kosten dafür nicht von den Krankenkassen erstattet.
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