Omega-3-Fettsäuren sind essentiell. Selbst bilden kann der Körper die mehrfach ungesättigten Fettsäuren nicht. Wer ein- bis zweimal in der Woche fetten Seefisch isst, einen Teelöffel Leinöl oder vier bis fünf Walnüsse täglich verspeist, kann den Bedarf decken. Wer nicht auf natürliche Quellen zurückgreift, setzt meist auf Nahrungsergänzungsmittel. Einen Grund, Fischölkapseln oder ähnliches zu schlucken, gibt es laut Stiftung Warentest allerdings nicht.
Fischölkapseln sollen regelrechte Wundermittel sein, schreibt Warentest. Dabei wurde Omega-3-Fettsäuren in einer Tagesdosis von 1 g als Kombination aus Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) die Indikation Sekundärprophylaxe nach einem Herzinfarkt im Zuge einer Nutzen-Risiko-Bewertung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) im vergangenen Jahr gestrichen. Die Daten, die damals Grundlage der Zulassung waren, zeigen zwar eine geringfügige relative Risikoreduzierung, aber die positiven Auswirkungen konnten in aktuelleren Studien nicht bestätigt werden. Daraufhin wurde die Indikation gestrichen und die Präparate aus der Verschreibungspflicht entlassen.
Stiftung Warentest hat nun Präparate mit Omega-3-Fettsäuren bewertet – drei Arzneimittel und 20 Nahrungsergänzungsmittel (NEM) aus Apotheke, Drogerie, Reformhaus, Supermarkt und Online-Shops. Die NEM enthalten tierische oder pflanzliche Omega-3-Fettsäuren – 14 enthalten Fischöl, vier Algen und zwei Leinöl.
Stiftung Warentest zu Omega-3-Fettsäuren: Die Prüfkriterien
Gutachter bewerteten die medizinischen Studien, den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand sowie Unterlagen, die vom Anbieter zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem flossen Bewertungen von Behörden und Fachgesellschaften in das Urteil der Experten mit ein. Die Deklaration und die Inhaltsstoffe wurden ebenfalls unter die Lupe genommen.
Das Urteil
So viel vorweg: die Angaben auf der Verpackung sind in Ordnung und auch Schadstoffe stellen kein Problem dar. Aber: „Die Präparate sind überflüssig“, so Stiftung Warentest. Der Nutzen der Omega-3-Fettsäure-haltigen Produkte sei nicht ausreichend belegt, weder für das Herz noch andere gesundheitliche Aspekte. Nicht nur die NEM, sondern auch die drei Arzneimittel fallen durch.
„Gesundes Essen ist nicht zu toppen“
„Einen Grund, solche Mittel zu nehmen, gibt es nicht“, schreibt Stiftung Warentest. Der tägliche Bedarf lasse sich über die Nahrung mit fettem Fisch wie Lachs, Makrele oder Hering oder gesundem Pflanzenöl und Nüssen decken. Dabei gehe es nicht darum, alles akribisch abzumessen. Auf die Mischung kommt es an.
Das Fazit: Laut Stiftung Warentest sind NEM mit Omega-3-Fettsäuren überflüssig. Der Bedarf lasse sich über die Ernährung decken. Weder bei Gesunden noch bei Risikopatienten sei Schutzwirkung auf Herz-Kreislauf-Ereignisse durch die Einnahme von Omega-3-Kapseln zu erwarten. Auch andere erhoffte positive Effekte wie beispielsweise eine verbesserte Hirnfunktion oder eine Besserung altersbedingter Augenerkrankungen seien nicht ausreichend nachgewiesen.
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