Dass Körperflüssigkeiten wie Speichel als Übertragungsweg für bestimmte Erkrankungen dienen, ist bekannt. Das gilt auch für das Sperma. Genau kann dieses 22 Viren beinhalten und auch nach überstandener Infektion noch lange als „Virenschleuder“ fungieren.
Leiden Menschen an einer Virusinfektion, ist diese je nach Erreger und Schwere der Erkrankung in der Regel nach einigen Wochen überstanden. Doch manche Viren verbleiben anschließend im Körper. Genau können sie ins Sperma gelangen und dieses zur „Virenschleuder“ machen. Denn: „Das Fortbestehen von Viren im menschlichen Sperma nach einer akuten Infektion kann zur weiteren Übertragung einer Krankheit beitragen oder zu einem Wiederaufflammen der Krankheit führen, nachdem ein Ausbruch für beendet erklärt wurde“, heißt es von Forschenden der Charité Berlin. Hinzukommt, dass die Fruchtbarkeit von Betroffenen sowie die Entwicklung des Embryos beeinflusst werden kann.
Welche Viren das männliche Sperma enthalten kann, wie lange die Erreger dort verbleiben und ob sich diese vermehren und/oder damit auch übertragen werden können, haben die Wissenschaftler:innen in einer Metaanalyse von 208 Studien mit mehr als 8.300 Teilnehmern untersucht.
Einige Viren noch nach Jahren im Sperma
Nachgewiesen wurden 22 Virenarten, die akute Infektionen verursachen und mitunter sogar als Auslöser einer Pandemie dienen können, beispielsweise Sars-Cov-2. Mehr als die Hälfte der entdeckten Viren konnte sich in der Samenflüssigkeit vermehren und knapp ein Drittel war sexuell übertragbar. Auf einige Erreger traf sogar beides zu. Genau konnten vier Gruppen identifiziert werden:
- vermehrungsfähige und sexuell übertragbare Viren, darunter Mpox, Ebola, Zika- und Adenoviren
- vermehrungsfähige, aber nicht sexuell übertragbare Viren, beispielsweise Mumpsvirus
- nicht vermehrungsfähige, aber sexuell übertragbare Viren, unter anderem West-Nil-Virus
- nicht vermehrungsfähige und nicht sexuell übertragbare Viren wie Sars-Cov-2, Entero-, Gelbfieber- und Chikungunya-Viren
Ob und wie lange die Erreger nach überstandener akuter Infektion im Sperma und damit im Körper verblieben, richtete sich sowohl nach der Virenart als auch nach der jeweiligen Viruslast, dem Krankheitsverlauf und dem Alter der Patienten. Mit rund drei Jahren gehörten Ebola- und Zika-Viren zu den persistentesten, wohingegen andere Erreger wie das Ebola-Virus nur wenige Wochen nachweisbar war.
Und auch die Frage, wie groß das Ansteckungsrisiko durch die verbliebenen Viren ist und ob das Sperma somit als „Virenschleuder“ fungiert, lässt sich laut den Forschenden nicht allgemein beantworten. Es braucht daher weitere Studien.
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