Sommer, Sonne, Lockerungen: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist weiterhin im Sinkflug und Schritt für Schritt kehrt vielerorts die Normalität zurück. Neben der fortschreitenden Impfkampagne, einer umfassenden Teststrategie und den weiterhin gültigen AHA+L-Regeln spielt dabei auch die warme Jahreszeit eine Rolle. Wie Studienergebnisse zeigen, ist Corona im Sommer offenbar deutlich weniger ansteckend. Es gibt jedoch einen Haken.
Weniger Kontaktbeschränkungen, Shopping und Restaurantbesuche ohne Test und vielleicht schon bald keine Maskenpflicht im Freien – mit den sinkenden Inzidenzwerten freuen wir uns über immer mehr Lockerungen. Maßnahmen wie das Impfen, Testen und Co. haben demnach ihre Wirkung erzielt. Hinzu kommt jedoch eine weitere positive Entwicklung: Dass sich Coronaviren ähnlich wie andere Atemwegserreger in der kalten Jahreszeit deutlich besser verbreiten und damit auch ansteckender sind, ist längst bekannt. Nun haben Forscher:innen allerdings ermittelt, wie groß der Effekt des Sommers auf Corona tatsächlich ist. Um eine möglichst genaue Aussage darüber zu treffen, lag der Fokus der Studie darauf, den Effekt der Saisonalität unabhängig von anderen Schutzmaßnahmen zu betrachten. Das Ergebnis: Offenbar beeinflusst der Sommer die Corona-Ausbreitung etwa doppelt so stark wie bisher angenommen.
Achtung: Die zuerst in Indien beobachtete Delta-Variante des Coronavirus wurde in der Studie nicht berücksichtigt. Die Variante breitet sich trotz Sommerzeit aktuell stark aus und machte hierzulande laut dem Robert-Koch-Institut zuletzt bereits 6 Prozent aller Neuinfektionen aus. Sie gilt als besonders ansteckend und tritt laut ersten Studiendaten häufig mit milderen Symptomen auf.
Für ihre Studie haben Wissenschaftler:innen der Universität Oxford gemeinsam mit dem Projekt „EpidemicForecasting.org“ Daten aus 143 Regionen in Europa untersucht. Ihre Ergebnisse sind zunächst als Preprint veröffentlicht worden. Den Ergebnissen zufolge ist Corona im Sommer um etwa 42 Prozent weniger ansteckend. Mehr noch: Die Saisonalität spielt bei der Übertragung von SARS-CoV-2 offenbar eine genauso große Rolle wie die effektivsten anderen Schutzmaßnahmen, beispielsweise Maske tragen und Abstand halten. Allerdings sei die Wirksamkeit von mehreren miteinander kombinierten Maßnahmen höher als der „Sommer-Effekt“.
Wichtig: Zudem betonen die Forscher:innen, dass allein die Saisonalität nicht ausreiche, um die Pandemie einzudämmen. Es brauche somit weiterhin Schutzmaßnahmen wie die AHA+L-Regeln, um ein weiteres Ansteigen der Infektionszahlen zu verhindern.
Trotzdem dürfe die Saisonalität nicht unbeachtet bleiben, denn sie spielt den Forscher:innen zufolge eine zentrale Rolle für den weiteren Pandemieverlauf. Sie warnen davor, dass sinkende Infektionszahlen im Sommer vor allem als Herdenimmunität fehlinterpretiert werden könnten, wodurch die Vorbereitungen auf eine weitere Welle in der kalten Jahreszeit gefährdet würden.
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