Sildenafil bleibt verschreibungspflichtig. Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht hat sich gegen einen OTC-Switch ausgesprochen.
Heute tagte der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht. Auf der Agenda stand unter anderem der Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht von Sildenafil 50 mg zur oralen Anwendung. Das Ergebnis ist eindeutig: „Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht empfiehlt einstimmig, den Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht für Sildenafil 50 mg zur oralen Anwendung abzulehnen“, heißt es im Kurzprotokoll.
In Neuseeland ist Sildenafil zu 100 mg bereits seit 2014 ohne Rezept erhältlich. Zusätzlich zum Preis des Arzneimittels wird eine Beratungsgebühr fällig. Außerdem muss ein Fragebogen ausgefüllt werden. Apotheker:innen müssen zudem eine spezielle Schulung absolvieren, um den Wirkstoff ohne Verschreibung abgeben zu können. Sildenafil ist unter anderem auch in Großbritannien, Polen, Schweden und Norwegen ohne Rezept erhältlich.
Hierzulande ist jetzt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) am Zug, das die Empfehlung des Sachverständigen-Ausschusses erhält. Zwar folgt das Ministerium in den meisten Fällen der Empfehlung der Expert:innen, hat aber auch die Möglichkeit, diese abzulehnen oder anzupassen.
Sildenafil gehört zu den Phosphodiesterase (PDE)-5-Hemmern und wird zur Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern eingesetzt. Ursprünglich wurde der Arzneistoff zur Blutdrucksenkung entwickelt.
Und so wirkt Sildenafil: Der Arzneistoff hemmt selektiv und reversibel PDE-5 und verhindert so den Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP). Bei sexueller Stimulation wird lokal Stickstoffoxid ausgeschüttet. Durch die PDE-5-Hemmung steigt der Spiegel an cGMP im Corpus Cavernosum. Die glatte Muskulatur entspannt sich. Durch den Bluteinstrom kommt es schließlich zur Erektion.
Was passiert in der Lunge? PDE-5 befindet sich auch in den Lungengefäßen: Sildenafil erhöht cGMP innerhalb der glatten Muskulatur der Lungengefäße und führt zu einer Dilatation. Für Patient:innen mit PAH kann eine selektive Vasodilatation im pulmonalen Gefäßsystem erreicht werden. Der systemische Kreislauf erfährt nur eine Vasodilatation in geringem Ausmaß. Sildenafil wird überwiegend hepatisch durch die Isoenzyme CYP3A4 und CYP2C9 metabolisiert.
Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht empfiehlt außerdem mehrheitlich, den Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht für die Zubereitung aus Xylometazolin und Ipratropiumbromid zur intranasalen Anwendung abzulehnen.
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