Am 22. Januar tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SAV). Auf der Agenda steht der OTC-Switch von Sildenafil zu 50 mg.
Sildenafil ist der erste Phosphodiesterase (PDE)-5-Hemmer auf dem deutschen Markt. Der Arzneistoff kommt zur Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern zum Einsatz und wurde ursprünglich zur Blutdrucksenkung entwickelt. Außerdem wird der Wirkstoff in der Stärke zu 20 mg zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) angewendet.
Im neuen Jahr wird über den Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht zur oralen Anwendung von Sildenafil zu 50 mg diskutiert.
Und so wirkt Sildenafil: Der Arzneistoff hemmt selektiv und reversibel PDE-5 und verhindert so den Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP). Bei sexueller Stimulation wird lokal Stickstoffoxid ausgeschüttet. Durch die PDE-5-Hemmung steigt der Spiegel an cGMP im Corpus Cavernosum. Die glatte Muskulatur entspannt sich. Durch den Bluteinstrom kommt es schließlich zur Erektion.
Was passiert in der Lunge? PDE-5 befindet sich auch in den Lungengefäßen: Sildenafil erhöht cGMP innerhalb der glatten Muskulatur der Lungengefäße und führt zu einer Dilatation. Für Patient:innen mit PAH kann eine selektive Vasodilatation im pulmonalen Gefäßsystem erreicht werden. Der systemische Kreislauf erfährt nur eine Vasodilatation in geringem Ausmaß. Sildenafil wird überwiegend hepatisch durch die Isoenzyme CYP3A4 und CYP2C9 metabolisiert.
Neuseeland hat es vorgemacht. Im Südpazifik ist Sildenafil zu 100 mg bereits seit 2014 ohne Rezept erhältlich. Zusätzlich zum Preis des Arzneimittels wird eine Beratungsgebühr fällig. Außerdem muss ein Fragebogen ausgefüllt werden. Apotheker:innen müssen zudem eine spezielle Schulung absolvieren, um den Wirkstoff ohne Verschreibung abgeben zu können. Sildenafil ist unter anderem auch in Großbritannien, Polen, Schweden und Norwegen ohne Rezept erhältlich.
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