Pflanzliche Arzneimittel wie Sennes oder Ginkgo werden oft als „sanft wirksam“ und „ohne Nebenwirkungen“ beworben. Doch der Schein trügt. In der Regel handelt es sich um Vielstoffgemische, die mit Arzneimitteln interagieren können. Hier kommen einige Beispiele.
Dass Pflanzeninhaltsstoffe alles andere als ungefährlich sind, zeigen Morphin aus Schlafmohn, Atropin aus der Tollkirsche, Aconitin aus dem blauen Eisenhut und die herzwirksamen Glykoside aus dem Fingerhut. Und auch Sennesblätter gehören nicht zu den sanftesten Abführmitteln.
Apropos Sennesblätter. Sie kommen – wie die Früchte – zur kurzzeitigen Behandlung von Verstopfung zum Einsatz. Denn die enthaltenen Sennoside regen die Darmbewegung an und sorgen dafür, dass mehr Wasser und Salze in den Darm gelangen und die Aufnahme aus dem Dickdarm gehemmt wird. Ein Problem: Denn somit wird in den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Körpers eingegriffen und Kalium geht verloren. In Kombination mit Digitoxin kann es bei Kaliumverlust zu einer Wirkverstärkung des Digitoxin-Präparates kommen. Eine Alternative zu Sennes sind Lein- und Flohsamen.
Ein weiterer bekannter Vertreter ist Johanniskraut. Wechselwirkungen sind unter anderem mit der Pille, Simvastatin oder Theophyllin zu erwarten – aber auch mit Triptanen. Sie können, wenn auch selten, in Kombination mit Johanniskraut zu einem Serotonin-Syndrom führen, denn beide Substanzen erhöhen die Serotonin-Konzentration im Nervensystem. Außerdem kann Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Dies ist vor allem im Sommer ein Problem und Sonnenbrände die Folge.
Ginkgo soll bei Gedächtnisstörungen helfen und kommt auch bei Tinnitus zum Einsatz. Doch die Pflanzeninhaltsstoffe können die Fließeigenschaften des Blutes beeinflussen. Bei gleichzeitiger Einnahme mit blutgerinnungshemmenden Arzneistoffen wie beispielsweise Phenprocoumon, Warfarin, Clopidogrel, Acetylsalicylsäure sowie nichtsteroidale Antirheumatika kann deren Wirkungsverstärkung nicht ausgeschlossen werden. Es ist vorab Arztrücksprache zu halten.
Thymian ist aus der Erkältungszeit nicht wegzudenken und gehört zu den Klassikern unter den Schleimlösern. Aber Vorsicht. In Kombination mit einem Hustenstiller wie beispielsweise Dextromethorphan kann es zu einem Sekretstau kommen. Daher sollten Thymianpräparate am Tag und Hustenstiller zur Nacht eingenommen werden.
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