Die zweite Corona-Welle rollt scheinbar unaufhörlich und beinahe täglich gibt es neue Höchstwerte bei den Neuinfektionen. Doch damit nicht genug, denn auch die Grippesaison nimmt langsam Fahrt auf – alles andere als eine gute Kombination. Es gibt jedoch einen Hoffnungsschimmer: Offenbar kann die Grippeimpfung das Corona-Risiko senken.
Influenzaviren und SARS-CoV-2 sind ein gefürchtetes Duo. So konnten Forscher in einer Studie am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und am Institut Pasteur in Paris zuletzt zeigen, dass die Grippe die Ansteckungsrate für Covid-19 um das 2,5-Fache erhöht. Den Grund dafür sehen die Forscher darin, dass Grippepatient*innen anfälliger für eine Corona-Infektion werden. „Die Grippeviren bewirken eine vermehrte Herstellung von Rezeptoren, die das Coronavirus benötigt, um an menschliche Zellen anzudocken“, erklären die Experten. Doch welche Rolle spielt dann eine Grippeimpfung? Kann sie das Corona-Risiko senken? Genau dies wurde nun in einer neuen Studie überprüft, deren Ergebnisse im Fachmagazin „Scientific American“ veröffentlicht wurden.
Stärkere Abwehrreaktion: Grippeimpfung gegen das Corona-Risiko?
Gemeinsam haben Forscher*innen der Abteilung für innere Medizin am Universitätsklinikum Radboud in den Niederlanden und des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf sowie der medizinischen Fakultät der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf Daten von mehr als 10.000 Personen untersucht. Dabei handelte es sich um Angestellte des Universitätsklinikums Radboud, von denen insgesamt 184 an Covid-19 erkrankt waren (Stand Anfang Juni 2020). Außerdem stellten die Forscher*innen einen Zusammenhang mit der Grippeimpfung her: Demnach lag der Anteil der Covid-19-Erkrankungen höher, wenn die betroffenen Patient*innen nicht gegen Grippe geimpft waren. Nur 1,33 Prozent der Mitarbeiter*innen des Krankenhauses, die eine Influenzaimpfung erhalten haben, wurden positiv auf Corona getestet. Bei den nicht-geimpften Personen war der Anteil mit 2,23 Prozent fast doppelt so hoch.
Weitere Untersuchungen der Forscher*innen, bei denen in einem In-vitro-Modell menschliche Blutzellen mit einem quadrivalenten Grippeimpfstoff versetzt und dann SARS-CoV-2 ausgesetzt wurden, bestätigen die Annahme, dass eine Grippeimpfung das Corona-Risiko senken kann: Bei den geimpften Zellen war eine stärkere Abwehrreaktion gegen das neuartige Virus zu erkennen als bei den nicht-geimpften. Grund dafür ist, dass Vakzine zum Schutz vor unterschiedlichen Krankheiten insgesamt das Immunsystem des Körpers stärken können und so auch die Gefahr für weitere Erkrankungen reduzieren. Zwei Studien aus Italien kommen zu einem ähnlichen Ergebnis.
Weitere Daten notwendig
Expert*innen warnen jedoch davor, aus den Studienergebnissen voreilige Schlüsse zu ziehen. Bisher gebe es noch nicht ausreichend Belege, dass eine Grippeimpfung tatsächlich das Corona-Risiko senken kann, betont beispielsweise Ellen Foxman, Immunbiologin an der Yale School of Medicine gegenüber dem Fachmagazin. Dennoch hält sie eine Grippeimpfung aktuell für besonders wichtig, da auch eine Influenza in schweren Fällen tödlich verlaufen kann. Bei den Grippeimpftsoffen herrschen allerdings vielerorts bereits Engpässe.
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