Senkrecht oder schräg? Richtig tropfen ist gar nicht mal so leicht und will daher erklärt sein. Denn die Flaschen müssen nicht nur unterschiedlich gehalten werden, sondern die Tropfen einzelner Hersteller können auch einen unterschiedlichen Wirkstoffgehalt haben. Die Folge: Unter- oder Überdosierungen.
Flüssige Zubereitungen sind eine Möglichkeit für eine individuelle Dosierung. Aber Tropfen ist nicht gleich Tropfen.
Wirkstoffgehalt pro Milliliter identisch – Menge an Tropfen unterschiedlich
Ein Beispiel sind Diazepam-haltige Arzneimittel. Um die Standarddosis von 10 Milligramm zu erreichen, ist bei den einzelnen Präparaten eine unterschiedliche Tropfenanzahl nötig – 20 oder 28 Stück. Ein weiteres Beispiel sind Levomepromazin-haltige Tropfen, und zwar obwohl der Wirkstoffgehalt pro Milliliter identisch ist. Der Grund: Beim Original entsprechen 40 Tropfen einem Milliliter und beim Generikum sind es nur 20 Tropfen, die einen Milliliter ergeben. Werden die Patient:innen beispielsweise beim Wechsel des Arzneimittels nicht auf den Unterschied hingewiesen, können Unter- oder Überdosierungen die Folge sein und die Therapie gefährden sowie das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen erhöht sein.
Senkrecht oder schräg?
Ob die Tropfflasche senkrecht oder schräg gehalten werden muss, verrät der Verschluss. In der Praxis kommen der Zentral- und der Randtropfer zum Einsatz. Wird die Flasche falsch gehalten, kann dies das Sollvolumen beeinflussen. Die Größe der Tropfen hängt außerdem von der Viskosität der Flüssigkeit und der Oberflächenspannung ab.
Zentraltropfer müssen senkrecht gehalten werden, da sonst die Abtropffläche zu klein ist. Somit verändern sich Tröpfchengröße und Wirkstoffgehalt. Das Austrittsröhrchen der Flüssigkeit befindet sich mittig, das zweite Röhrchen fungiert als Lufteintrittskanal. Bei Tropfschwierigkeiten kann ein leichtes Tippen auf den Flaschenboden den Austritt in Gang bringen. Wird die Flasche falsch gehalten, kann die Tropfgeschwindigkeit unregelmäßig oder gar zu schnell werden und so Fehldosierungen die Folge sein.
Randtropfer werden in einem Winkel von 45 Grad verwendet – hier muss die Abtropfrinne nach unten zeigen und die Flasche schräg und nicht senkrecht gehalten werden. Sonst können die Tropfen zu groß oder zu klein sein und Unterdosierungen von bis zu 25 Prozent möglich sei. Randtropfer haben den Vorteil, leicht anzutropfen.
Tropfen hören statt sehen
Für eine exakte Dosierung ist auch die Tropfgeschwindigkeit entscheidend. Denn fallen die Tropfen zu schnell aus der Flasche, kommen Patient:innen mit dem Zählen kaum hinterher. Beträgt die Tropfgeschwindigkeit drei oder mehr Tropfen pro Sekunde, sollten Patient:innen die flüssige Zubereitung in einen sauberen Joghurtbecher fallen lassen, das akustische Signal, wenn der Tropfen auf den Becherboden trifft, kann das Zählen erleichtern.
Und Pipetten?
Pipetten gibt es mit einer geraden und einer kugeligen Abtropffläche. Bei letzteren ist die Haltung unerheblich. Das Saughütchen gleichmäßig zudrücken. Pipetten mit einer geraden Abtropffläche müssen senkrecht gehalten werden.
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