Jede/r Vierte leidet hierzulande unter Adipositas, Tendenz steigend. Zur Behandlung kommt neben einer Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie auch eine medikamentöse Therapie zum Einsatz – zum Beispiel mit Semaglutid. Das Problem: Beim Absetzen droht ein Jo-Jo-Effekt.
Semaglutid kommt in verschiedenen Indikationen zum Einsatz. Unter dem Handelsnamen Ozempic ist der Wirkstoff bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität zugelassen. Demgegenüber greift für Semaglutid unter dem Handelsnamen Wegovy in der EU seit Anfang 2022 eine Zulassung in der Indikation Übergewicht. „Voraussetzung ist entweder ein BMI von 27 oder höher mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung oder ein BMI von 30 oder höher, jeweils in Verbindung mit der Durchführung einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität“, heißt es von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Demnach führt der Wirkstoff zu einer effektiven Gewichtsreduktion. Dafür braucht es jedoch eine dauerhafte Gabe. Denn: Nach dem Absetzen von Semaglutid droht ein Jo-Jo-Effekt.
Semaglutid ist ein GLP-1-Analogon und wirkt selektiv als GLP-1-Rezeptoragonist – bindet der Wirkstoff an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Die Folgen:
- der Blutzuckerspiegel wird glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt
- Körpergewicht und Körperfettmasse werden durch eine geringere Energieaufnahme – Appetitreduktion – gemindert
Semaglutid: Nach Absetzen Rückkehr der Adipositas-Beschwerden
Eine internationale Forschergruppe hat untersucht, wie sich eine Adipositas-Behandlung mit Semaglutid sowie deren Absetzen auf den Faktor Gewicht auswirkt. Dafür wurden knapp 2.000 Patient:innen mit dem entsprechenden BMI ohne Diabetes 68 Wochen lang einmal wöchentlich 2,4 mg Semaglutid (einschließlich 16 Wochen Dosissteigerung) oder Placebo als Ergänzung zu einer Lebensstilintervention verabreicht. Anschließend wurde die Therapie beendet. Dabei zeigte sich: Unter dem Medikament konnte eine Gewichtsreduktion von im Schnitt 17 Prozent erreicht werden, während es unter Placebo nur 2 Prozent waren.
Das Problem: Nach dem Absetzen von Semaglutid kehrte sich das erzielte Ergebnis wieder um. Patient:innen nahmen innerhalb eines weiteren Jahres bis zu zwei Drittel ihres verlorenen Gewichts wieder zu. Und auch die erreichten Verbesserungen in puncto Blutzucker und Blutdruck wurden wieder zunichte gemacht.
Der Grund: Bei Adipositas handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die generell auf medikamentöse Therapien anspricht. Sobald Patient:innen ihre Medikamente jedoch absetzen, geht dies in der Regel mit gesteigertem Appetit und geringerem Sättigungsgefühl einher. Es kommt zu einer erneuten Gewichtszunahme und einem Wiederauftreten von Komplikationen in Zusammenhang mit Übergewicht.
„Die Ergebnisse bestätigen die Chronizität der Adipositas und deuten darauf hin, dass eine kontinuierliche Behandlung erforderlich ist, um die Verbesserungen bei Gewicht und Gesundheit aufrechtzuerhalten“, fassen auch die Forschenden zusammen.
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