Schwindel: Prophylaxe mit Vitamin D und Calcium
Vitamin D und Calcium können einer koreanischen Studie zufolge die Häufigkeit von Schwindel bei benignem peripherem paroxysmalem Lagerungsschwindel (BPPV) reduzieren. Denn die kurzen Drehschwindelattacken könnten mit einem Vitamin-D-Mangel in Verbindung stehen.
Vitamin D werden verschiedene Superkräfte zugesprochen. Um die Verbindung zwischen Vitamin D und Calcium war ein regelrechter Hype entbrannt. Ob diese eine effektive Prophylaxe bei kopfbewegungsabhängigen kurzen ausgeprägten Drehschwindelattacken sein kann, wollten koreanische Forscher beantworten.
Schwindel kann verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten – bei fast jedem fünften Patienten – wird allerdings der gutartige Lagerungsschwindel (BPPV) diagnostiziert. Die Betroffenen leiden unter plötzlich und attackenartig auftretendem starken Drehschwindel, der durch Kopf- und Körperbewegungen ausgelöst wird. Ein Beispiel ist der morgendliche Schwindel beim Aufstehen, genauer beim Aufrichten an der Bettkante. In Ruhe klingt die Attacke relativ schnell wieder ab, kann aber bei erneuter Bewegung sofort wieder auftreten.
Woher kommt der Schwindel?
2,4 Prozent aller Menschen erleben irgendwann im Leben einen BPPV, teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) mit. Als Ursache wurden die Ohrsteinchen, die Otokonien ausgemacht. Das sind kleinste Kalkpartikel, die normalerweise fest im Innenohr, also im Gleichgewichtsorgan, verankert sind und dort – anders als Nieren- oder Gallensteine – eine sinnvolle physiologische Funktion erfüllen. Die Ohrsteinchen vermitteln das Gefühl von der eigenen linearen Kopfbewegung im Raum. Löst sich ein Kalkpartikel ab und gelangt in die sogenannten Bogengänge, werden fälschlicherweise die Gleichgewichts-Sinneszellen aktiviert. Die Folge: Im Gehirn wird eine Drehbewegung registriert und das obwohl sich der Körper in Ruhe befindet.
Eine Ablösung der Otokonien kann unterschiedliche Ursachen haben, wie beispielsweise eine Kopfprellung oder eine Innenohrerkrankung. Allerdings tritt die BPPV in mehr als 50 Prozent der Fälle ohne erkennbare Ursache auf. Jedoch scheint eine altersbedingte Degeneration der Ohrsteinchen dazu beizutragen, denn ältere Menschen sind viel häufiger betroffen.
BPPV gilt als gutartig, weil beim Großteil der Betroffenen (etwa 70 Prozent) die Beschwerden auch ohne Behandlung wieder abklingen – nach Tagen, Wochen, manchmal aber auch erst nach Monaten. In seltenen Fällen kann es jedoch auch Jahre dauern. Der Drehschwindel kann aber leider häufig zu Rezidiven führen und zwar bei 50 bis 56 Prozent der Betroffenen innerhalb von zehn Jahren und in 80 Prozent der Fälle binnen des ersten Jahres.
Behandelt wird meist mit sogenannten Befreiungsmanövern; der Arzt bewegt den Kopf des Patienten in einer bestimmten Abfolge von Lagerungspositionen, dadurch sollen die Steinchen wieder den Weg aus dem Bogengang herausfinden.
Schwindel: Mangel an Calcium und Vitamin D?
Frühere Untersuchungen zeigten, dass BPPV-Patienten oft erniedrigte Vitamin-D-Spiegel und eine erniedrigte Knochendichte aufweisen – einem Calciummangel entsprechend, so die DGN.
Die aktuelle Multicenterstudie untersuchte nun den Effekt einer Vitamin-D- und Calcium-Supplementierung zur Prophylaxe von BPPV-Rezidiven. Die Studienteilnehmer*innen wurden nach erfolgreichem Befreiungsmanöver in zwei Gruppen eingeteilt – 518 Patienten erhielten über ein Jahr täglich 800 I.U. Vitamin D und 1.000 mg Calcium – vorausgesetzt, ihr Vitamin-D-Blutspiegel war mit <20 ng/ml erniedrigt. In der Kontrollgruppe wurden 532 Patienten ohne Vitamin-D-Gabe nur nachbeobachtet. Im Ergebnis war die jährliche Rückfallrate in der Interventionsgruppe mit 37,8 Prozent signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe mit 46,7 Prozent. Außerdem stieg der Vitamin-D-Spiegel bei den behandelten Patienten innerhalb von zwei Monaten von anfangs 13,3 ± 3,9 auf 24,4 ± 7,7 ng/ml und lag auch nach einem Jahr noch in diesem Bereich.
„Ein Vitamin-D-Mangel ist in Deutschland nicht selten, daher ist es insbesondere bei BPPV-Patienten mit häufigen Rezidiven oder nach unzureichendem Erfolg der Befreiungsmanöver sinnvoll, die Vitamin-D-Blutspiegel zu untersuchen und bei erniedrigten oder grenzwertigen Spiegeln eine Supplementierung zu beginnen“, betont DGN-Schwindelexperte Professor Dr. Christoph Helmchen, Leiter der Schwindelambulanz UKSH Lübeck. „Vor dem Hintergrund der ausgeprägten Beeinträchtigung durch die Schwindelattacken bei BPPV, der zu Krankschreibungen führt und direkte und indirekte Kosten verursacht, stehen die geringen Therapiekosten von Vitamin D und Calcium dabei in einer sehr guten Relation.“
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