Schwangere sollten keine Vitamin-A-haltigen Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, lautet die Empfehlung. Der Grund: Eine dauerhaft erhöhte Zufuhr kann Fehlbildungen beim Kind auslösen. Und doch haben Schwangere einen erhöhten Bedarf – ebenso an Omega-3. Sind Vitamin-A-haltige Omega-3-Präparte in der Schwangerschaft ein Problem?
Vitamin A ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen im menschlichen Körper beteiligt; unter anderem beim Sehvorgang sowie an der Immunfunktion und der Embryonalentwicklung. Genau genommen beschreibt Vitamin A nicht ein einzelnes Vitamin, sondern eine Gruppe von Verbindungen mit einer Vitamin A-Wirkung – Retinol ist die zentrale Wirkform. Weil die verschiedenen Vitamin A-Verbindungen aus der Nahrung unterschiedlich aufgenommen werden, kommen das Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) und das Retinoläquivalent ins Spiel. Für Frauen beträgt die empfohlene tägliche Zufuhr für Vitamin A 700 µg RAE und für Männer 850 µg RAE.
Der Referenzwert wird seit 2020 in RAE angegeben, da er die Verwertung von Provitamin A-Carotinoiden anders bewertet als die zuvor verwendeten Retinoläquivalente (RE). Warum? Weil Provitamin A-Carotinoide Wechselwirkungen mit anderen Inhaltsstoffen von Lebensmitteln eingehen können, eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit und verschiedene Umwandlungsraten in die Vitamin A-Wirkform Retinol besitzen. Diese Unterschiede werden beim RAE stärker berücksichtigt. Darum ist auch kein separater Referenzwert für β-Carotin mehr notwendig.
Gute Vitamin A-Quellen sind unter anderem Leber, Eier, Milch und Milchprodukte sowie einige Fischarten. Gemüse und Obst können wegen dem enthaltenen Provitamin A ebenfalls zur Vitamin A-Versorgung beitragen. Das β-Carotin steckt in Karotten, Süßkartoffeln, Kürbis, roter Paprika, Grünkohl, Spinat, Feldsalat, Honigmelone, Aprikose und Mango.
Das fettlösliche Vitamin A spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Embryos. Denn Vitamin A ist unter anderem an der Reifung des Lungengewebes beteiligt – Schwangere haben einen erhöhten Bedarf.
Omega-3 spielt in der Schwangerschaft ebenfalls eine entscheidende Rolle, denn DHA/EPA trägt zur normalen Entwicklung von Augen und Gehirn beim Fötus und beim Säugling bei. So benötigt ein Fötus täglich rund 75 mg Fett für den Aufbau des Gehirns. Im dritten Trimenon sind etwa 60 Prozent des Gewichtes des Gehirns auf Fettsäuren zurückzuführen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Schwangeren, pro Tag durchschnittlich 200 mg DHA und rund 200 mg EPA zuzuführen – als Richtwert gelten 450 mg DHA plus EPA.
Wie viel Vitamin A in der Schwangerschaft?
Die DGE empfiehlt für Schwangere eine tägliche Vitamin A-Zufuhr von 800 µg und für Stillende 1.300 µg RAE.
Vorsicht: Die Einnahme von Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln mit Retinsäure (mit 0,1 mg bis 1 mg pro kg Körpergewicht und Tag) oder der exzessive Verzehr von Vitamin-A-reichen Lebensmitteln kann in der Schwangerschaft zu embryonalen Fehlbildungen führen. Schwangere sollen vor allem im ersten Trimenon auf den regel- und übermäßigen Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an Vitamin A verzichten.
Ist Omega-3 mit Vitamin A ein Problem?
Im Handel sind Omega-3-Präparate, die zudem Vitamin A enthalten. Ein Beispiel ist Norsan Omega-3 Arktis zu 200 ml aus 100 Prozent natürlichem Dorschöl aus nachhaltigem arktischen Wildfang mit 2.000 mg Omega-3 pro Tagesdosis und 120 µg RE Vitamin A. Das Produkt ist laut Hersteller in der Schwangerschaft geeignet und überschreitet die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin A in der Schwangerschaft nicht.
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