Über die Einnahme von Schmerzmitteln bei Schwangeren wird immer wieder diskutiert. So stand zuletzt beispielsweise Paracetamol in Verdacht, das Risiko für Entwicklungsstörungen zu erhöhen. Doch auch nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) in der Schwangerschaft bergen Risiken – genau können sie das Risiko für chronische Nierenerkrankung (CKD) beim Kind erhöhen, belegt eine Studie.
Generell gilt: Weil sie bei Ungeborenen zu Herz- und Nierenproblemen führen können, sind NSAR ab der 28. Woche der Schwangerschaft tabu. Welche genauen Auswirkungen sich vor allem langfristig durch die Einnahme ergeben können und welcher Wirkstoff wann mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, ist bisher jedoch nicht vollständig geklärt, heißt es von Forschenden der Universität Kaohsiung (Taiwan).
In einer Kohortenstudie haben sie daher überprüft, ob NSAR in der Schwangerschaft das Risiko für eine chronische Nierenerkrankung beim Kind erhöhen. Dafür wurden Daten von Kindern, die zwischen dem 1. Januar 2007 und dem 31. Dezember 2017 geboren wurden, herangezogen. Jeweils ein Teil von ihnen war im Mutterleib NSAR ausgesetzt, der andere Teil dagegen nicht. Das Hauptergebnis war das Auftreten einer CKD im Kindesalter, einschließlich angeborener Anomalien der Nieren und Harnwege sowie anderer Nierenerkrankungen.
NSAR in der Schwangerschaft: Erhöhtes Risiko für CKD?
Das Ergebnis: Mehr als 10.000 Kinder entwickelten eine CKD. Die Einnahme von NSAR während der Schwangerschaft war dabei signifikant mit einem höheren Risiko verbunden. Das galt insbesondere, wenn entsprechende Arzneimittel im zweiten und dritten Trimenon angewendet wurden. Unter einigen Wirkstoffen war das Risiko jedoch auch schon zu Beginn der Schwangerschaft erhöht. Genau zeigten Kinder, die im ersten Trimester Indometacin oder Ketorolac ausgesetzt waren, ebenso häufiger eine CKD wie Kinder, deren Mütter im zweiten Trimenon Diclofenac oder Mefenaminsäure nutzten. Gleiches galt, wenn Ibuprofen im letzten Schwangerschaftsdrittel eingenommen wurde.
Zur Erinnerung: Auf Ibuprofen sollte bereits ab der 20. Woche verzichtet werden. Der Grund: Der Wirkstoff kann ein durch eine fötale Nierenfunktionsstörung ausgelöstes Oligohydramnion verursachen.
Auch wenn sich im Vergleich zu Geschwisterkindern, die keine Exposition erfahren hatten, kein erhöhtes Risiko feststellen ließ, ist bei der Anwendung von NSAR während der Schwangerschaft Vorsicht geboten – „insbesondere bei bestimmten NSAR in bestimmten Trimestern“, so das Fazit der Forschenden.
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